Um 9:00 habe ich ausgecheckt
Bin irgendwie ziemlich zerschlagen
Die ewigen bergauf Strecken zeigen doch Wirkung
Von Gonen nach Süden geht es gleich wieder aufwärts
15 Minuten hoch und 2 Minuten Abfahrt
Gestern ohne Taschen war das viel leichter
Zweimal kreuze ich den Jordan
Dann geht es richtig auf die Höhe
Ein Denkmal in einer alten syrischen Stellung
Vor der aus sie den Kibbuz Gadot unten beschossen hatten
Bis im 6-Tage-Krieg die Syrer vertrieben wurden
Unten ist jetzt Ruhe und oben erzählt ein Automat die Geschichte
Überall Minenfelder und abgebranntes Gelände
Die Israelis lassen die Minen liegen
Wer weiß – wofür sie noch nützlich sind
Zerschossene Häuser und gesprengte Bunker überall
Auf einigen Minenfeldern weiden Schafe
Dadurch erledigen sich die Minen auch mit der Zeit
Ups – endlich oben – was für eine Schinderei
Dann einmal eine schöne lange Abfahrt bis zum See
Nicht zu steil – einfach gemütlich hinabgleiten
Der See Genezareth ist komplett im Dunst versteckt
Die Fernsicht ist hier überhaupt sehr eingeschränkt
Bei Kaffee und Kuchen überlege ich wie es weitergeht
Die Strasse ist weit vom See entfernt
Es gibt Zufahrten zu Strandgebieten
Eine bin ich hinunter und wieder naufgeschauft
Die wollten 10 Euro Eintritt
Damit streiche ich den Plan der Umrundung
Mit der Westbankdurchquerung habe ich noch Zweifel
Jetzt bin ich 50 km gefahren
Bis Beit Shean sind es noch 40
Das ist die letzte Station vor der Westbank
Dann muss ich mich entscheiden
Unten am See kommt ein frei zugängliches Stück
Ich tappse mit Sandalen durchs lauwarme Wasser
Dann kommt böiger Wind von der Seite auf
Die dritte Jordan Überquerung heute
Ab hier ist der Jordan Grenzfluß zu Jordanien
Nicht zu fassen – mir kommt ein Radler entgegen
Mit Taschen bepackt und ! deutscher Flagge !
Andreas aus Köln – kommt gerade aus En Gedi
Ich lasse mir ausführlich berichten
Westbank soll wirklich kein Problem sein
Gute Straßen – wenig Verkehr – kein Ärger
Andreas will noch nach Tiberias
Dann sehe ich die erste Schlange – vom Auto überfahren
Kann nicht mehr weg weil das Rückrat zerfetzt ist
Ich traue mich nicht das arme Vieh anzufassen
Der Kopf saust noch hin und her
Doch eigentlich will ich sie unter einen Busch legen
Da könnte sie wenigstens in Ruhe sterben
Hinterher komme ich mir sehr feige vor
Es wäre sicher nicht gefährlich gewesen
Nach 80 km meckert mein Hintern
Ich vertröste ihn – wir sind bald da
Aber die letzte Strecke hat es in sich
Steil hinauf ohne Seitenstreifen
Und ewiger Gegenwind bei viel Verkehr
Endlich hat es ein Ende – Beit Shean ist erreicht
Das passt gut – meine zweite Wasserflasche ist auch leer
4 Liter habe ich heute schon getrunken
Und Durst wie eine Bergziege
Das zweite Haus links ist ein Hostel
Ich bekomme ein Zimmer mit Aussicht nach Jordanien
Und ein Sandwich mit Carlsberger vom Faß im Imbiss gegenüber
Jetzt überlege ich vielleicht einen Tag Pause einzulegen
Bis Jericho sind es nochmal 100 km
Und von da bis Jerusalem 1200 Höhenmeter
Das kann ich in zwei Tagen schaffen
Aber eigentlich bin ich ziemlich platt
Mal sehen was mir morgen dazu einfällt
- Eine sehr aufmerksame kleine Echse
- Jordan nördlich des Sees
- Naufgeschnauft und nuntergeflitzt
- Minenfelder werden nicht geräumt – wer weiss …
- Bunker und Schützengräben im Minenfeld
- Die Geier kreisen – nein, es sind irgendwelche Kraniche
- Kriegsreste
- Der See kommt in Sicht
- Hier gibt es auch Gleitschirmflieger
- Planschen im See – lauwarme Muschelsuppe mit kleinen Fischen
- Radweg am See Genezareth – Ostufer
- Andreas aus Köln ist nordwärts unterwegs
- Eine überfahrene Schlange – sie kann nur noch den Kopf bewegen
- Blick ins Jordantal – im Hintergrund ist Jordanien
Hi Schatz,
endlich mal ein paar „Kriegserlebnisse“, damit ich mich nicht allzu sehr ärgere …
🙂
Ruh Dich schön aus!
Gute Nacht,
D. P.