Montag, 25.04.11
Afrika! Benin! Endlich geht es los!
Schwer bepackt und mit zigfach umsortierten Koffern und Paketen schlagen wir am Nürnberger Flughafen auf. Wir, das sind Dieter Emmerich, André Tagali und ich.
Bei der Gepäckaufgabe übernehme ich noch eines der vielen Patenkind-Notebooks von André in mein Handgepäck, weil sein Koffer sonst zu schwer ist. Dann wollen wir uns einen Kaffee gönnen und werden stattdessen ausgerufen zur Gepäcknachkontrolle. Im Paket mit meinem Brunnenbohrer befinden sich 4kg Wessoclean, das wollen sie sehen. Und die Solar-Akkus müssen auch geöffnet werden. Große Unsicherheit, ob wir die mitnehmen dürfen. Schließlich dürfen wir doch und es ist auch schon Zeit fürs Gate. Fliegender Abschied von den Frauen und weg sind wir drei.
Zwei Stunden später in Paris schlägt die Air France dann richtig zu. Wir müssen erneut durch die Kontrolle, es gibt keinen Transferbereich. In meinem Handgepäck gefallen ihnen jetzt die Leinen nicht, die ich für den Diver dabeihabe. Letztlich wickele ich die Leinen ab und habe nur noch die Spulen dabei. Beim Boarding geht bei mir die rote Lampe an. Es gäbe ein Problem mit meinem Gepäck und sie hätten mich schon ausgerufen. Ich werde in einem Lieferwagen quer über den Flughafen gekarrt um schließlich bei unserem Solar-Akku-Paket zu landen und mir anzuhören, sowas sei absolut verboten im Flugzeug. Auch meine (deutsche) Hersteller-Bestätigung über den sicheren Transport im Flugzeug akzeptieren sie nicht. Der Flieger wird wegen mir aufgehalten, eigentlich wären wir schon gestartet. Zurück im Lieferwagen zum Gate und wieder durch die Kontrolle komme ich endlich im Flugzeug an. Fast 30 Minuten Verspätung wegen diesem Mist.
Paris CDG
Abends um Sieben landen wir in Cotonou. Großer Empfang für André. Wir werden durch den Zoll geleitet, sind als erste am Kofferband. Mein Koffer kommt nicht. Air France teilt mit, sie würden ihn am Mittwoch, also 2 Tage später, nachliefern. Ich erhalte ein Notbesteck – Zahnbürste, T-Shirt und einen Kamm, das wars!
Jetzt muss unser ganzes Gepäck und wir in ein Auto verfrachtet werden und wir fahren zum Gästehaus der ‚Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ)‘ , das ist der neue Name des Deutschen Entwicklungsdienstes. Es ist brütend warm und schwül.
Empfang in Cotonou
Unser Gästehaus ist einfach und nett, es gibt eine große Terrasse und überall Ventilatoren. Die Betten haben Mosquitonetze. Zudecken braucht man nicht, dazu ist es zu warm. Wir laufen noch vor zum ‚Biergarten‘, das ist ein größerer Platz an einem Verkehrskreisel, wo man Bier und auch etwas zu Essen bekommen kann. Mit einem Beninoise – dem lokalen Beniner Bier in 0,6L Flaschen beschließe ich den Tag.
Terrasse des GIZ Gästehauses
Dienstag, 26.04.11
Gegenüber des Gästehauses ist eine Patisserie, wir holen Baguettes und alles Nötige für ein gutes Frühstück. Man lernt hier nach und nach die ganze deutsche Entwicklungshelferszene in Benin kennen, allen landen für ein paar Tage im Gästehaus, wenn sie auf Reisen sind.
Dassari-Benefiz will den Bau des Maison Public über die CIM bezuschussen lassen, einer anderen Abteilung der GIZ. Wir haben deshalb eine Verabredung mit Dr. Rudi König, der das Projekt für die CIM begutachten soll. Ausserdem müssen wir Ersatz für die Solarbatterien besorgen, das gestaltet sich als sehr schwierig. André organisiert ein Auto mit Fahrer für uns. Es ist ein Pickup mit Plane und vier Plätzen.
In Benin ist Wahlkampf, am Samstag wird das neue Parlament gewählt. Überall sieht man Wahlkampftrupps, die mit Luftballons, Freibier und kleinen Geschenken die Leute in Laune bringen sollen, das Kreuz an der richtigen Stelle zu machen.
Moppedtaxi zur Botschaft
Wir besuchen die deutsche Botschaft und werden von der Kanzlerin empfangen. Nein – nicht Angie! Die Kanzlerin der Botschaft! Sie ist ziemlich sarkastisch drauf, ist schon sehr lange in Afrika unterwegs und hat ein wenig die Hoffnung verloren, durch Entwicklungsgelder von außen Entscheidendes zu verbessern. Aber sie gibt uns ein paar Ratschläge und leitet uns an ihre Kollegin weiter, die die `Portokasse` für Kleinprojekte verwaltet. Vielleicht ergibt sich hier für 2012 eine Finanzierung für zwei Zisternen.
In der Deutschen Botschaft
Unterwegs fallen immer wieder die Tankstellen aus Glas auf. Dort wird aus Nigeria geschmuggeltes Benzin und Motoröl verkauft. Im Glasballon, damit jeder sich von der Reinheit überzeugen kann. Im Grenzgebiet zu Nigeria fahren extra umgebaute dreirädrige Vespas mit großen Zusatztanks um dieses Benzin nach Benin zu bringen.
Schmuggler-Tankstelle
Abends treffen wir uns mit Dr. Rudi König. Er gibt uns Tipps zum Kauf der Batterien, erzählt uns von den vielen PV-Anlagen, die die Deutschen schon gebaut haben, von Schachtbrunnen und von der Imkerei in Afrika. Er residiert im Deutschen Haus in Cotonou. Und kennt jeden GIZ-Mitarbeiter hier im Land persönlich.
Mittwoch, 27.04.2011
Wir erleben ein Beispiel, wie man hier auch mal ganz schnell abgezockt werden kann. Nachdem wir von mehreren Leuten auf die Firma Enerdas als Lieferant von Photovoltaik-Systemen und auch Solar-Akkus aufmerksam gemacht wurden, schlagen wir dort auf. Ein kleiner Laden mit teilweise gebrauchten Kleinmodulen, Pumpen und Zubehör. Ja, sie könnten einen Solarakku liefern. Welche Marke? Gute Marke! Kostet 250€. Kann man ihn sehen? Nein, der Mitarbeiter mit dem Schlüssel ist gerade irgendwo. Wann können sie liefern? Donnerstag früh. Ok, besorgen sie das Teil, wir kommen Donnerstag zum Abholen. Ja, aber bitte jetzt bezahlen! ??? Wir bieten Anzahlung von 10% aber das reicht ihnen nicht. Das wars! Das Geschäft ist geplatzt! Später erfahren wir von einem Mitarbeiter der Unicef, dass Enerdas seit Monaten im Lieferverzug ist. Hätten wir uns auf den Handel eingelassen – das Geld und die Batterien hätten wir niemals wieder gesehen.
Unsere Batterien kaufen wir anschließend bei einer libanesischen Autowerkstatt. Sie haben 30 Stück auf Lager, wir nehmen eine mit 100Ah und eine mit 75Ah. Autobatterien haben nicht dieselbe Lebensdauer für unsere Anwendung wie das bei echten Solarakkus der Fall wäre, aber die Funktion ist zunächst mal gegeben.
Wir besuchen einen Künstlermarkt und kaufen uns Sonnenhüte. Bei der BOA – der Bank of Afrika – tauschen wir Euros gegen Francs CFA. 1000 Francs sind 1,50 Euro mit festem Wechselkurs. Ich erstehe noch ein neues Seil für meinen Diver und Dieter sucht erfolglos nach einer geeigneten 2-Drahtleitung für die Verlegung der LED-Module.
Abends kommt tatsächlich mein Koffer. Alles ist drin, nur das 5 Watt Solarmodul, das ich dabeihatte, ist zerbrochen. Dieter feixt rum, ich hätte es auch wirklich besser einpacken können. Soll er feixen, ich komme nach drei Tagen endlich in eine frische Unterhose!
Donnerstag, 28.04.2011
Die Piste nach Norden
Wir starten in den Norden des Landes. Insgesamt sind ca 600km zu fahren. Ziel für heute ist Natitingo. Die Strasse ist eine echte Schlaglochpiste. Die Autos kurven um die Löcher herum. Unser Fahrer fährt trotzdem einen heißen Reifen. Insbesondere werden Dörfer mit 120 km/h und lautem Gehupe durchquert.
Die Fahrt ist endlos. Und wir schaffen es auch nicht, im Hellen unser Ziel zu erreichen.
Dann aber werden wir mit einem wirklich schicken Hotel entschädigt und verbringen zur Abwechsung eine klimatisierte Nacht.
Tata Somba Hotel in Natitingo
Freitag, 29.04.2011
In Natitingo ist eine Niederlassung der GIZ und wir wollen dort morgen einige Leute besuchen. Der Landwirtschaftsexperte ist leider auf Reisen, aber wir treffen Frau Auer, die uns von Rudi König als Gutachterin vor Ort zum Projektantrag genannt wurde. Die GIZ hat ihre Büros auf einem Gelände mit großen Bäumen voller fliegender Hunde. Sehr eindrucksvoll!
Wir haben uns mit Frau Auer in Nagasséga für den Nachmittag verabredet.
Wir besuchen noch das hiesige Wasserwirtschaftsamt. Sie geben uns ganz gute Ausbaupläne der drei Brunnen in Nagasséga und wissen auch vom üblen Geruch des einen. Aber sie hätten eine chemische Analyse durchgeführt und es gäbe keine Beanstandungen.
Zunächst geht es weiter nach Tanguieta, dort gibt es das Baobab Hotel, in dem wir einchecken. Die Zimmer bestehen aus Rundhütten mit Bad und sind mächtig warm. Tagsüber schätze ich die Temperatur hier auf ca. 40-45°, bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit. Wenn kein Wind geht, tropft ganz langsam der Schweiß von der Stirn auf die Klamotten.
Im Baobab
Um 16:00 sind wir endlich am Ziel: Nagasséga! Das Dorf liegt auch an der Fernstraße nach Togo und Burkina Faso. Von weitem schon sehen wir die beiden Schulgebäude, die vor Jahren von Dassari-Benefiz initiiert wurden. Und dahinter das Gebäude für die Lehrer. Der Rest des Dorfes besteht aus Lehmhäusern, teils mit Schilfdeckung, teils mit Blechdächern. Blechdächer sind gut für das Auffangen von Wasser.
Nagasséga
Der Empfang ist phänomenal! Was ein TamTam! Und TamTam ist der originale Name für die Trommel- und Tanzgruppen, die uns hier begrüßen. Für die Kinder haben wir 4 Säcke Mangos gekauft. 40km zurück hinter dem Atacora-Gebirge gibt es Mangos im Überfluss, hier sind sie nicht zu haben. Damién, unser Chauffeur, übernimmt die Verteilung. Er wird fast gefressen und flüchtet sich mit seinem Mangosack auf einen Baum um in Ruhe zu verteilen.
Wir werden offiziell begrüßt. Frau Auer ist auch vor Ort. Francoise, der Vorsitzende des lokalen Vereins UDN, spricht sehr lange, André antwortet. Ich verstehe kein Wort und fotografiere derweil.
Der große Empfang
Mangos für die Kids
Sie haben die begehrten Mangos erwischt
Tam Tam !
Da sind so komische Weiße …
Typisches Gehöft in Nagasséga
Tänzerinnen bei unserem Empfang
Wir besichtigen das Loch für die Zisterne, sehr akurat ausgebuddelt von der Dorfjugend. Danach geht es zur Dorfversammlung in der Schule. Wir stellen unser Programm für die nächste Woche vor und André macht klar, dass sehr viel vom Dorf verlangt wird für den Bau des Gemeinschaftshauses. Die Gesamtkosten werden bei 80.000 Euro liegen und davon soll das Dorf 15.000 Euro durch Eigenleistung beim Bau erbringen. Bei einem Durchschnittslohn von 2 Euro/Tag sind das ein Haufen Arbeitstage…
Zisterne 1
in der Dorfversammlung
Dorfversammlung – André und Francoise
Dorfversammlung – Dieter und André 1
Abends zieht ein Sturm auf. Wir sind noch in der Schule als es schlagartig dunkel wird. Erst sieht und fühlt man den Staub, der vom Sturm waagerecht hergetrieben wird. Dann kommt der Regen und das Gewitter. Wie in der Disko, immer fünf Blitze im Paket mit dem Donner als akustischen Background. Sehr eindrucksvoll. Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, fliegt davon. Ein riesiger Baum neben der Schule bricht halb ein. Ich warte auf den ersten Blitzeinschlag, aber der kommt nicht. Nach zwei Stunden ist es vorbei, die Luft herrlich klar und kühl.
Vor dem Sturm
Sandsturm
Heftig!
Matschepampe
Wir wollen zurück nach Tanguieta, aber unser Auto versinkt im Matsch. Damién hat offensichtlich keine Wintererfahrung, er gibt Gas wie blöd und gräbt den Pickup bis zur Achse ein. Eigentlich sollte dieses Auto einen zuschaltbaren Vierradantrieb haben, aber es dreht sich trotzdem nur das eingegrabene Rad. Mit Schaufeln und Spitzhacke (!) wird das Loch vergrößert. Schließlich überredet Dieter den Chauffeur zur bewährten Schaukeltechnik. Dieter am Steuer und das halbe Dorf am Heck wird der Pickup wieder freigeschaukelt.
Abends im Hotel ist André so platt, dass er am Tisch einschläft.
Samstag, 30.04.2011
Der Tag beginnt heute etwas ruhiger. André bricht früh mit Damién nach Nagasséga auf. Sein älterer Bruder ist krank und er will sich um ihn kümmern. Dieter und ich fahren mit dem Moppedtaxi in die ‚Stadt‘. Es gibt dort einen kleinen Supermarkt, einen ganzen Bereich mit abenteuerlichen Marktbuden und es gibt die Fat Lady. Die Fat Lady besitzt ein Restaurant, ihr Essen ist unbeschreiblich aber sie hat kaltes Bier und einen kühlen Baum vor dem Haus.
Fat Lady
Den Leuten hier zuzusehen macht viel Spaß, vor allem, wenn man mit einem Beninoise im Schatten sitzt und ein kühles Windchen weht. Dann kann man es ganz gut aushalten.
Es fahren viele Moppeds hier herum und sehr abenteuerliche Autos. Die Moppeds sind fast alle chinesischer Bauart mit 100ccm Viertaktmotor. Offiziell kosten sie 2 Millionen CFA – also ca. 3000 Euro, geschmuggelt aus Nigeria kann man von diesem Preis 60% sparen. Womit die Handelswege klar wären. Ältere Autos sind durchweg Peugeot 404 und Nachfolger, besonders beliebt als Pickup. Neuere Modelle kommen aus Japan – Toyota, Nissan, Mitsubishi – die ganze Palette. Ein Politiker, der was auf sich hält, fährt in der Regel mit einem VW Touareg durch die Gegend.
Alles Käse oder was?
Den sonstigen Transport besorgen die Mädels hier. Unbewegliches wird auf dem Kopf transportiert, da entwickeln die Damen eine unglaubliche Geschicklichkeit. Selbst Wasserbehälter mit locker 20 Litern Inhalt werden über weite Strecken so getragen. Bewegliche Lasten – Kleinkinder jeden Alters – werden auf dem Rücken im Tragetuch bewegt. Das funktioniert immer und überall und mancher Körperbau der Mamas unterstützt den Nachwuchs mit einem angeformten Kindersitz J
Auch die Bauindustrie ist hier bemerkenswert! Zement ist rar und teuer und Wienerberger scheint den afrikanischen Markt noch nicht entdeckt zu haben. Steine werden deshalb an der Baustelle produziert. Von ganz einfachen Lehmsteinen wie im Bild bis zu den teuren Zementsteinen sind die Bauleute immer erst mit einer Steinform tage- und wochenlang beschäftigt, sich ihr Baumaterial herzustellen. Steine müssen dann erst richtig durchtrocknen, bevor sie verbaut werden können. Und wenn es in dieser Zeit ein paarmal richtig schüttet, sind zumindest Lehmsteine rund und verwittert, bevor sie eingebaut werden konnten.
Lehmsteine – frisch gepresst!
Am Nachmittag werden wir doch unruhig, wollen nicht den ganzen Tag unnütz vergehen lassen. Aber André ist noch mit seinem Bruder beschäftigt. Er hat ihn zwischenzeitlich ins Krankenhaus verfrachtet. Nach einigen Anrufen kommt er mit Damién, und wir fahren nach Nagasséga.
Die Tageshitze ist schon vorbei als wir eintreffen und in der Schule läuft noch die Stimmabgabe zur Parlamentswahl. Trotzdem haben die Aktiven im Dorf schon auf uns gewartet. Wir nutzen das letzte Licht für das genauere Vorstellen der drei Projekte: Zisterne, Brunnen und PV-Anlage. Letztere findet das größte Interesse, an der Zisterne haben ja viele schon erfolgreich mitgebuddelt, aber auch zu den Brunnen finden sich zwei Freiwillige.
Das größte Problem für mich sind die mangelnden Französisch-Kenntnisse. Ich hab das zwar mal ein paar Jahre lang gelernt, aber es ist nicht mehr viel übrig. Und so verkomme ich ein wenig zum Statisten. Dieter ist aber ganz fit und bringt alles raus, was er sagen will. In der Brunnen-Crew ist Pascal, er versteht dreieinhalb Worte Englisch und wir können uns mit Gestik und gemischtem Wortbrei halbwegs verständigen.
André stellt die Projekte vor
Abends im Baobab gibt es Steak mit Yams-Frittes. André liebt Yams über alles, mir ist es einfach zu trocken. Selbst mit Soße staubt es noch zwischen den Zähnen …
Heute haben wir sogar Internet und André hält sich noch wach bis er das Ergebnis des Bayern-Spieles kennt. Ich sitze noch bis Mitternacht beim einen oder anderen Beninoise und höre den glucksenden und pfeifenden Tieren der Nacht zu. Alles ist anders hier, nicht einmal die Sternbilder kenne ich.
Sonntag, 1.5.2011
André ist schon früh unterwegs zu seinem Bruder.
Gegen Mittag fahren wir nach Nagasséga und mit Dieter erkunde ich den westlichen Wasserlauf des Dorfes. In diesem Jahr hat die Regenzeit schon früh begonnen. Es gab schon ein paar kräftige Güsse und in den Wasserläufen stehen kleinere Tümpel. Mit dem Grundwasserdamm wird es wohl nichts werden. Es gibt kein Sand- oder Kiesbett in den Wasserläufen, alles ist hier Lehm und ziemlich dicht. Laterit nennt man diesen Boden, es ist ein hartes, rotes, lehmiges Zeug mit Einlagerungen von eisenhaltigem Gestein.
Wasserlauf westlich vom Dorf
Ein Wasserloch im Wasserlauf
Im Anschluss besuche ich mit Pascal die drei Dorfbrunnen. Der Junge bringt mich ins Schwitzen, dabei hat es doch höchstens 40°. Die Brunnen liegen ca 2 km auseinander, der östliche hat gutes Wasser und ist erst 2010 renoviert worden.
Nagasséga – östlicher Brunnen
Hier stehen immer mindesten 20 Frauen und Kinder und lachen (zumindest, wenn ich in der Nähe bin). Der mittlere Brunnen ist äusserlich auch gepflegt, aber stinkt faulig, das Wasser wird nicht als Trinkwasser verwendet. Der Brunnenkopf ist aber in Ordnung und was da stinkt kann eigentlich nicht von oben eingedrungen sein. Ich beschließe, diesen Brunnen später zu regenerieren. Der westliche Brunnen liegt in Montouri, eine Siedlung, die zu Nagasséga gehört. Er riecht auch etwas aber dort stört es die Leute nicht. Einige Kinder haben einen besonderen Rhythmus beim Bedienen der Fußpumpe gefunden. Sie vollführen praktisch einen Tanz auf dem Pedal, hüpfen von einem Betonsockel zum anderen und das jeweils freie Bein bedient die Pumpe – genial!
Brunnen mit Fußpumpe
Die Pumpen sind auch genial gebaut! Nicht diese einfache Schwengelpumpentechnik, der hier bei uns üblich ist. Mit dem Pedal wird über einen Schlauch Luft in einen Zylinder an der Ansaugstelle gedrückt, der dadurch das Wasser nach oben befördert. So funktionieren diese Pumpen noch bis 60m und sind relativ wartungsarm.
Aber sie sind auch relativ teuer, werden in Frankreich produziert und kosten 1500 Euro.
Pascal macht mich heute noch fertig! Er läuft leichtfüssig mit Flipflops (!) über diesen holperigen Stoppelboden. Jedesmal, wenn ich derweil über meine eigenen Füße oder sonstwas stolpere, sagt er erschrocken ‚Sorry‘. Wahrscheinlich ist er froh, dass er mich nach 2 Stunden endlich im Dorf unter dem Palaverbaum los wird.
Ich lasse eine ganze Wasserflasche reinlaufen, so heiß ist mir. Anschließend schwitze ich wie nach der Sauna und kann mein Hemd auswringen. Pascal lacht nur und sagt nix, ich habe ihn kein einziges Mal beim Trinken beobachtet …
Heiß!
Pascal
Montag 2.5.2011
Wir brauchen noch Material und Werkzeug für die Montage der PV-Anlage. Gute zweiadrige Leitung hatten wir Freitag in Natitingo gefunden, aber wir brauchen Nägel und einen vernünftigen Seitenschneider. Beides finden wir nach einiger Suche in Tanguieta. Und wir schauen uns den Ort noch etwas näher an. Ein ausgeschlachteter LKW-Koffer mit der Aufschrift ‚Die Zukunft Sachsens‘ gefällt mir besonders.
André ist wieder im Krankenhaus bei seinem Bruder. Der ist einfach nur schwach und unterernährt, eine rechte Diagnose will sich nicht finden lassen. Er wird gerade mit Infusionen aufgepäppelt. Die Ernährungssituation im Dorf ist eigentlich nicht schlecht, aber es fehlen Gemüse und frische Sachen aus eigener Produktion. Deshalb laufen auch die Kinder teilweise mit aufgeblähten Bäuchen herum, die Ernährung ist zu einseitig. Bis zum Markt nach Dassari sind es gute 4km Fußmarsch, und Geld ist immer knapp.
Das Dorf hängt am Tropf derjeniger Bewohner, die zum Arbeiten auswärts eine Stelle gefunden haben. Teilweise sind die Leute auch eine Zeitlang in Burkina oder Nigeria um Geld zu verdienen. Aber im Dorf selbst gibt es wenig zu verdienen. Kein Wunder, dass alle so mit Begeisterung beim Ausheben der Zisternengrube dabei waren, die 2 Euro pro Arbeitstag waren gut verdientes Geld für die Arbeiter. Und es gab bittere Beschwerden, dass die Arbeit nicht auf alle Viertel im Dorf gerecht verteilt gewesen wäre.
Das PV-Team bei der Montage
Nachmittags beginnt Dieter mit seinem Team mit der Montage der PV-Anlage. Es werden Flacheisen zur Befestigung der Module benötigt. Zwei Jungs düsen mit dem Mopped nach Dassari, es wird dunkel, ehe sie wiederkommen. André zeigt mir den nordöstlichen Wasserlauf, er nimmt das Wasser des westlichen irgendwo auf und soll in einem Fluss Richtung Volta münden. Aber auch hier ist der Boden sehr undurchlässig und ohne Kies- oder Sandbett. Es gibt einige engere Stellen, an denen ich Probebohrungen machen will aber viel Hoffnung habe ich nicht.
Ich fotografiere seit dem ersten Tag wie ein Weltmeister. Die Spiegelreflex habe ich umhängen, die Ixus etwas verdeckt in der Hand. So kann ich die Leute natürlicher erwischen, ohne dass sie sich gleich in Pose stellen. Die Ixus kommt auch mit den Belichtungsverhältnissen deutlich besser klar als die EOS400.
Eines der Highlights für mich sind die Abende im Baobab, wenn ich meine Bilder auf das Netbook übertrage und sie durchschaue, ausmiste und ausrichte. Da bin ich immer locker eine Stunde beschäftigt, die beiden anderen sind meistens schon im Bett.
Dienstag, 3.5.2011
Heute geht es schon früh nach Nagasséga, Dieter und sein Team stellen fest, dass die Flacheisen an der falschen Stelle gebohrt wurden und wir fahren zum Nachbessern zur benachbarten Straußenfarm des Franzosen Le
Cornec. Er selbst ist schon ziemlich alt und auch nicht zuhause, soll in Frankreich ein Prostata-Problem auskurieren. Aber seine Metallwerkstatt ist besetzt und sein Vorarbeiter zeigt uns die Farm.
Metallwerkstatt der Straussenfarm
Landy
Neben den Monster-Hühnern, die ich so auf Anhieb nicht sonderlich sympathisch finde, begeistert mich aber die pragmatische Wasserhaltung der Farm. Auch Le Cornec hat Versuche mit Staudämmen hinter sich. Die waren jedoch nach jeder Regenzeit von den riesigen Wassermassen zerstört. Er hat dann ganz simpel kreisrunde Teiche ausschieben lassen. Ca. 50m im Durchmesser und in der Mitte bis 8m tief.
Balzender Strauß
Wasserreservoir
Die Tiefe richtet sich nach der Mächtigkeit der Laterit-Schicht, die zuverlässig für Dichtigkeit sorgt. Die Teiche werden vom Regenwasser ohne weiteres Zutun gefüllt und überstehen so die Trockenzeiten. Wir waren jetzt am Übergang von Trocken- zu Regenzeit hier und die Teiche hielten mindestens noch 30-40% Wasser. Auch die Preise, die der Vorarbeiter nannte, waren sehr interessant, man braucht 2 Tage lang einen Caterpillar, das war’s dann auch schon.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Jungs im Dorf gerne den Caterpillar mit Hacke und Schaufel ersetzen würden um sich das Geld zu verdienen. Für die landwirtschaftliche Erschließung der Flächen im Dorf wäre das ein guter Ansatz. Vielleicht in Verbindung mit Tröpfchenbewässerung von Baum- oder Strauchplantagen?
Heute bringt irgendjemand die Nachricht, Osama sei tot. Wir waren uns erst nicht ganz sicher, ob es nicht vielleicht doch Obama sei, den sie da gekillt haben. Aber nein! Obama lieben und verehren hier alle. Und sie sind sich ganz sicher, Osama sei tot. Überhaupt – Obama – die Mädels laufen hier begeistert mit Obama-Girl T-Shirts herum, es gibt Obama Reissäcke (aus Thailand) und Obama Friseure und Obama Schilder und noch mehr Obama-Girls. Obama hat das Image der USA hier sicher sehr aufgewertet.
Mittagessen gibt es in Dassari, wir begnügen uns mit der ortsüblichen Flüssignahrung in Form von Beninoise. André, der keinen Alkohol trinkt, verlustiert sich mit Flaschen-Mokka. Wir sind gleich wieder von Kiddies umlagert und ich darf ein Fahrrad ausprobieren.
In Dassari
Buschtaxi aus Burkina Faso
Pause in Dassari
Proberadeln
In der Schule können wir nur in der Mittagspause von 12:00 bis 15:00 arbeiten, außerhalb des Unterrichts. Nach 17:00 kann es weitergehen, aber da wird es sehr schnell dämmrig. Die Klassenzimmer sind 8 x 8m groß und wir hatten erst die Idee, mit unseren 12 LED-Modulen gleich zwei Räume zu beleuchten. Aber nachdem wir sie am Dachgebälk angenagelt hatten, verloren sich die Lämpchen doch in dem großen Raum. Zumal die Klassenräume vorne und hinten große Tafeln haben, die ja auch etwas Licht abbekommen sollten. Also werden alle 12 Module für einen Raum verwendet und das ergibt dann ein befriedigendes Licht.
Unser Sicherheitsingenieur am Werk
Am Abend sitzen die Solarzellen noch nicht auf dem Dach, aber das Licht funktioniert schon so weit, denn die Batterie ist vollgeladen. Ich hoffe, dass die Autobatterie einige Jahre ihren Dienst tun wird, die LED-Module ziehen gerade mal 3,6A zusammen und solange der Regler und die PV-Module in Ordnung sind, sollte die 100Ah Batterie nie unter 80% entladen werden. Das sollte dieses koreanische Qualitätsgerät gut wegstecken. Wenn natürlich jemand auf die Idee kommt, die Batterie direkt anzuzapfen, sieht die Rechnung anders aus. Sie steht im abschließbaren Lehrerschrank aber gegen einen entschlossenen Dieb wird das nicht helfen.
Kinder in Nagasséga
Traditionelle Getreidespeicher aus Lehm
Ich will mein Bild sehen!
FC Nagasséga
Mittwoch, 4.5.2011
Treffpunkt am Morgen ist immer das Rondell im Baobab zum Frühstück. Dieses wird mit der Zeit etwas eintönig, es gibt löslichen Tütenkaffee, Mangobrei, und mal frische, mal aufgebackene Weißbrote. Highlight ist ein Omelette. Daneben haben wir noch etwas Marmelade und Winny’s im Kühlschrank. Aber die Azubi des Hotels, Fatima, ist ziemlich schläfrig drauf und man muss jeden Morgen wieder darum bitten, dass sie die Sachen holt. Früher war das Rondell von einem riesigen Affenbrotbaum, dem Baobab, beschattet. Diesen Baum hat jedoch in den letzten zwei Jahren ein Sturm gekillt und es steht nur noch der kahle Stamm. Inzwischen wurden zwar mehrere neue Bäume gepflanzt, aber es werden noch viele Jahre vergehen, bis das Rondell wieder schattig und nett wird. Unter den Neupflanzungen ist auch leider kein Baobab.
Nachdem wir wieder einmal Wasser und Kleinkram aus dem Ort besorgt haben, sind wir bei der Fat Lady zum Essen. Es gibt Dörr-Piranha auf kalten Nudeln und – natürlich – Beninoise! André mag das Essen sowieso, Dieter mag alles, was kostenlos ist und ich stochere in den Nudeln.
Dörr-Piranha mit Nudeln
André ist glücklich
Bon appetit!
Kurz nach 12:00 erreichen wir das Dorf. Dieters Team wartet schon und sie legen gleich mit der Montage der PV-Module los.
Wir haben aus Deutschland gelbe Baseball-Caps mitgebracht, mit der deutschen Flagge vorne drauf. Die Caps geben wir sehr zurückhaltend an die wirklich engagierten Leute aus. Und die sind sehr stolz darauf. Uns helfen die Mützen auch, wir können unsere Mannschaften leichter erkennen.
Ich trommele mein Brunnenteam zusammen und bepackt mit Werkzeug , Kabellichtlot und Wessoclean machen wir uns zum Stinkebrunnen auf. Als erstes ziehe ich mal eine Wasserprobe zur chemischen Analyse in Deutschland. Dann verzweifeln wir an den 22er Muttern des Pumpendeckels. Das hier vorhandene Werkzeug ist ziemlicher Schrott und die Schlüssel, die wir mitgebracht hatten, reichen nur bis 19mm. Wenn wir nicht aufpassen, sind die Muttern bald rund und der Deckel immer noch fest. Ich breche die Aktion ab. Dann müssen wir eben nochmal zu Le Cornec und einen 22er Ringschlüssel organisieren.
Zurück beim Palaverbaum machen wir etwas Pause. Der Palaverbaum hat seinen Namen seinem Schattenwurf und dem relativ ebenen Boden rundherum zu verdanken. Die Leute stehen hier mit der Dämmerung auf, erledigen ihre wichtigsten Aufgaben um sich spätestens ab 10:00 in den Schatten zu flüchten. Ca. 20 Frauen sitzen ständig unter dem Palaverbaum und ratschen, alle Stunde wird ein Eckchen weitergerutscht und weitergeratscht. Einige stampfen irgendwas oder kauen irgendwas, die Kleinkinder krabbeln und die größeren spielen um den Baum herum. Ganz in der Nähe ist übrigens das Loch, das Damién mit dem rechten Hinterrad unseres Pickup am Freitag gegraben hatte. Das Loch ist der Lieblingsplatz der Dorfschweine geworden, weil immer noch Wasser darin steht. Sie sulen sich und grunzen selig und freuen sich des Lebens. Es gibt mindestens zwei Muttersauen mit etlichen Ferkeln, die regelmäßig zum Schlammbad auftauchen.
Damiéns Schweinesuhle
Nach einer Pause packe ich meine zwei Jungs vom Brunnenteam und noch zwei andere in den Pickup und lotse Damién zur Brücke. Wir schnappen uns den Brunnenbohrer und laufen bis zu der Engstelle im Wasserlauf, die ich schon früher mit André ausgesucht hatte. Die Jungs sind ziemlich helle und der Bohrer frisst sich in der Mitte des Wasserlaufes in die Tiefe. Mein Ziel ist festzustellen, ab wo der harte und dichte Untergrund beginnt. Gibt es vielleicht doch eine angeschwemmte wasserführende Schicht über dem Laterit? Die Bohrung geht erst ca. 25 cm durch feinen Sand, dann wird es schon lehmig. Schließlich schält sich der Bohren bei 1m Tiefe durch den steinharten Laterit und wir geben auf. Am Loch der Zisterne kann man erkennen, dass die Lateritschicht dort ca. 2,5m mächtig ist. Darunter kommt helleres Material, welches auch zu Rissen neigt und deshalb wohl eher Wasser führen könnte.
Ein zweites Loch in der Böschung des Wasserlaufes bringt nur helles, feines Pulver aus der Bohrkrone.
Die Jungs nennen das Material ‚Coulon‘, ich konnte den Begriff bisher nicht verifizieren. Es handelt sich um ein fast weißes, hartes, vielleicht von der Hitze verbackenes Material. Bei ca. 80cm Bohrtiefe geben wir auf, die ganze Mannschaft schnauft. Mit ein paar Keksen und einer Flasche Wasser machen wir eine Pause.
Zurück am Palaverbaum präsentiert uns ein Dorfbewohner den begehrten 22er Ringschlüssel und so können wir unseren Brunnen doch noch regenerieren. In einem 20 Liter Eimer werden 4kg Wessoclean angemischt und in das 5″ Brunnenrohr eingefüllt. Danach pumpen wir den Eimer noch fünfmal voll und schütten das Wasser wieder in das Rohr um eine Durchmischung zu erreichen. Pascal instruiert die Leute, das Wasser des Brunnens sei heute nicht mehr zu benutzen. Sicherheitshalber nehmen wir das Pumpenpedal mit, damit kein Unglück passiert.
Blöderweise hatte ich mein Wassermessgerät im Baobab vergessen, so konnte ich die Vermischung des Reinigungsmittels nicht anhand des pH-Wertes nachvollziehen.
Zwischendurch wird noch der örtliche Meilenstein an der Straße um ein paar wichtige Informationen ergänzt …
It’s a long way …
Am Nachmittag findet wieder eine Dorfversammlung statt. André will definitiv eine Zusage für die Eigenbeteiligung des Dorfes zum Dorfgemeinschaftshaus. André und Francoise sprechen abwechselnd auf Französisch, ein Jüngerer aus dem Dorf übersetzt das sehr nachdrücklich in die lokale Sprache und wir bekommen eine überwältigende Zustimmung. Auch unsere weiteren Ideen werden vorgestellt. Landwirtschaft mit Unterstützung von Experten, evt. eine Landwirtschaftschule, der Vorschlag zur Imkerei im Dorf hebt die Leute fast aus dem Sattel: Alle wollen Bienen haben und Honig herstellen.
Abends fahren wir zu Frère Frederique nach Cobly, ca. 30km rote Lateritpiste mit Querrinnen. Aber es sind Bauarbeiten im Gange, neben der Straße werden Strommasten aufgestellt, unser Bauunternehmer M. Kohu erneuert die diversen Brücken über die Wasserläufe, die die Straße queren und irgendwann soll die Straße auch asphaltiert werden. M. Kohu hat auch die neue Kirche in Cobly gebaut, auf die Frère Frederique sehr stolz ist.
Kirche in Cobly
Der Frère ist ein lebenslustiger Mensch, der erste in Benin, der uns Alkohol als Aperitif anbietet. Er hat mehrere Bedienstete und führt ein gutes Leben. Außerdem hat er vier Hunde, die um seinen Tisch schlawenzeln, der aktivste ist Gadafi, sein Lieblingshund, auch Gadafu oder Gadafä genannt, je nach Laune. Aber auch Pourquoipas (warum nicht?) und zwei Hundedamen haben ihr Auskommen und die Haushälterin ihre liebe Not damit.
Der Jokie des Abends kommt heute mal von mir, beim Anstoßen rezitiere ich Rallas „votre sanitär“ und unser Pfarrer liegt brüllend vor Lachen unter dem Tisch. Ich mache ein dummes Gesicht dazu, was den Effekt eher verstärkt. Ach Ralla, das hättest Du miterleben sollen! Es war köstlich! Muss gelegentlich doch mal nachschauen, was „votre sanitär“ eigentlich bedeutet.
Im Baobab sitze ich noch gemütlich bei einem Pastiz auf dem Rondell und lese meine Bilder ein. Die Speicherkarte der EOS ist fast voll und ich überspiele alles und lösche dann beide Karten. Die Bilder sind echt klasse! Daraus lässt sich wieder gut was machen zurück in Deutschland. Gegen ein Uhr gehe ich in meine Hütte.
Kunst im Baobab-Hotel
Donnerstag, 5.5.2011
Gegen zwei Uhr in der Nacht wache ich auf weil es unerträglich heiß ist. Ich liege bis auf meine Boxershorts nackig vor dem Ventilator und der läuft auf höchster Stufe. Tagsüber waren heute die Lamellen der Fenster nicht geschlossen und es ist mindestens zehn Grad wärmer in meiner Hütte als draußen. Hilft nix, ich muss ein wenig die Tür aufmachen. Man, das tut gut! Ein frischer Luftzug weht mir um die Nase. Der Nachtwächter vom Hotel sitzt 30m weiter unter einem Baum.
Eigentlich will ich nicht gleich wieder einschlafen, aber es passiert doch. Um drei Uhr bin ich wieder hellwach. Der erste Griff geht nach meinem Netbook, das neben mir auf dem Bett stehen sollte. Neulich war es beim Aufwachen fast heruntergefallen. Das Netbook ist nicht da!
Scheiße! Brille, Taschenlampe, Schuhe! Erst mal die Tür zumachen und in Ruhe alles ansehen. Aber es hilft nichts, das Netbook, mein Rucksack, meine Ixus und das Notbeutelchen der Air France mit meinen Malaria-Tabletten sind weg! Hab ich das Zeug vielleicht vorne am Rondell stehen gelassen? Ich ziehe mich an und laufe vor – nix! Der Nachtwächter ist wach und fuchtelt mit seiner Taschenlampe. Ich checke nochmal das Zimmer, das Zeug ist weg! Dann wecke ich Dieter in der Hütte neben mir. Gemeinsam durchsuchen wir nochmal die Hütte und gehen dann vor zur Rezeption. Ein paar Europäer wollen wohl in den Pendjari-Park und sind beim Auschecken. Der Hotelbesitzer und ein Angestellter sind auch da.
Dieter erklärt die Sache und die Hütte wird wieder besichtigt. Der Hotelbesitzer blickt über die Mauer hinter der Hütte und schickt jemanden dahinter. Meine blaue Mappe mit allen Unterlagen von den Brunnen und dem Bericht zum Grundwasserdamm liegt da verstreut auf dem Boden. Dazwischen: Meine Malaria-Tabletten. Fürsorgliche Diebe, die Tabletten waren nicht in der Mappe, die haben sie nur dazugelegt. Aber der PC und vor allem die Bilder – das macht mich ganz krank. Das kann doch nicht alles weg sein!?
Der Hotelbesitzer schickt Leute auf Moppeds los, die die Gegend um das Hotel herum absuchen sollen.
Wir gehen wieder ins Bett aber mit Schlaf wird es in dieser Nacht bei mir nichts mehr. Alle 5 Minuten fällt mir etwas Neues ein, was eigentlich im Rucksack hätte sein sollen. Zum Glück sind Reisepass und Ticket im großen Koffer, auch die Ladegeräte für PC und Ixus habe ich noch. Ich durchkrame dreimal meine Reisetasche und den großen Trolley, bis ich ein ungefähres Bild habe. Die Sim-Karte für mein deutsches Handy ist noch da, dafür fehlt definitiv mein schönes Schweizer Messer, daß mir mein Lieblingsweib auf unserer Hochzeitsreise geschenkt hat.
Im Morgengrauen ziehe ich mich an und wandere selbst um das Hotel herum. Man kann von außen nicht sehen, ob in meiner Hütte die Tür offen ist. Das sieht man nur vom Hotelgelände. Ich sehe derweil überall orange Rücksäcke und laufe zu jedem Gehöft in der Nähe und schaue mich um. Es gibt etliche unfertige Häuser, in denen teilweise schon mehrjährige Pflanzen wachsen. Ich klappere sie alle ab und schaue, ob irgendwo etwas Bekanntes zu finden ist aber vergeblich. Später kommt die Gendarmerie. Ein schneidiger fünf-Sterne General und sein Adjutant. Die Wächter des Hotels werden gleich eingesackt und mitgenommen zum Verhör. Die Gendarmen besichtigen alles und gehen dann wieder. Wir sollen um 9:00 in ihre Dienststelle kommen um die Anzeige aufzugeben. Ich würde gerne zu dem Internet-Café gehen, wo ich einige Tage vorher mal war. Dort hatte mir ein Mitarbeiter ein Smartphone mit holländischer Oberfläche vorgelegt mit der Bitte, die Sprache auf Französisch umzustellen. Ich stelle mir jetzt so richtig vor, wie drei Kerls um mein Netbook sitzen und über die deutsche Oberfläche fluchen.
Nach dem Frühstück zur Gendarmerie, danach zum Schneider um ein afrikanisches Gewand anzupassen. André schaut bei seinem Bruder im Krankenhaus vorbei und wir warten auf ihn bei der Fat Lady und ihrem Beninoise. Dann geht es gleich nach Nagasséga.
Meine EOS ist zwar noch da, aber ich will sie nicht mehr benutzen. Ihre CF-Karte war proppevoll mit Bildern und ich hatte sie gestern abend gelöscht. Die Hoffnung, wenigstens diese Bilder zurückholen zu können ist groß. Aber diese Chance wäre vertan, wenn ich auf die Karte neue Bilder aufnähme. Also bin ich ganz ohne Knipse derzeit. André hat auch eine kleine Kamera dabei, aber die muss erst geladen werden. So ziehe ich mit Dieters EOS 1000 los, mache Bilder von den Bohrlöchern im nördlichen Wasserlauf. Das ist ein weiter Weg dorthin und mitten in der Pampa, aber ich habe sofort ein paar Kiddies an der Backe, die mir hinterherstiebeln. Auf dem Rückweg bringe ich ihnen ein Lied bei, „It´s a long way to Nagasséga“, aber sie singen nur sehr zögerlich mit.
Bohrloch im Wasserlauf
Bohrloch in der Böschung
Ansprache des Bohrgutes
Treue Begleiter in der Savanne
Meine Brunnentruppe wartet schon am Palaverbaum, die Mädels sind heute schon dreiviertel rumgerutscht, es muss also schon Nachmittag sein. Wir ziehen mit Eimer, Kabellichtlot, Meßgerät und (!) 22er Ringschlüssel los zum Stinkebrunnen. Auch das Fußpedal für die Pumpe hat jemand dabei. Und so heißt es: Pumpen! Die ersten Meßergebnisse will ich nicht glauben. Der pH liegt bei 9,6! Das Wasser ist deutlich basisch! Der Leitwert ist mit 5000µS auch mächtig hoch, 10% davon wäre ein gutes Ergebnis. Nach mehreren Minuten sinkt der pH auf 7,35 um sich im weiteren Verlauf oberhalb von 8 einzupendeln. Das muss ich mit André, unserem Chemie-Ingenieur besprechen. Nach einer knappen Stunde ist das Wasser wieder klar und riecht auch nicht mehr so stark wie gestern. Aber es sind Luftblasen drin, wenn die nicht durch das Prinzip der Pumpe eingebracht werden, könnte der Brunnen schon an seiner Leistungsfähigkeit angekommen sein.
Klarpumpen
Alle passen auf
Wasser ist wieder klar!
Dieter hat seine PV-Module fest montiert und alle Kabel verlegt. Es sieht zwar wild-romantisch aus aber das passt so ganz gut zu diesem Land, in dem selbst Starkstromkabel freifliegend von Stecken gehalten über die Straße geführt werden. Sogar ein Lichtschalter hat sich auftreiben lassen und das „wie dübele ich den Scheiß ohne Bohrmaschine jetzt bloß fest“-Problem hat sich mit ein paar Stahlnägeln auch erledigt. Der Lehrerschrank hat etwas gelitten und die Tür klemmt jetzt, aber das wird auch zu verkraften sein. Das Licht ist schön hell und der Raum zukünftig auch abends nutzbar. Das allein zählt.
Abends sind wir mit dem Landrat in Materi verabredet. Der Landschrat ist ein Vollblutpolitiker, der nur diejenigen Leute wahrnimmt, die ihm nützlich sein können. Dieter und ich passen offensichtlich nicht in sein Beute-Schema. André dagegen wird hofiert. Wir haben keine Lust, wieder einen ganzen Abend lächelnd dazusitzen, wenn die alten Jugendgeschichten in der lokalen Berba-Sprache aufgewärmt werden und bestehen auf einem Besuch des Marktes.
Markt von Materi
Der Einkauf wird verstaut
Ich schaue bevorzugt nach orangen Rücksäcken, aber hier gibt es nichts, was auch nur Ähnlichkeit damit aufweist. Dann geht es zum Essen bei einer Angestellten des Landrates, die nebenher ein Restaurant betreibt. Auch Materi ist nur durch eine Schotterpiste zu erreichen und wir sind froh wieder im Baobab einzutreffen.
Da sitze ich nun abends auf dem Rondell im Baobab, ohne PC, ohne Bilder zum Einlesen und kämpfe mit mir, um meine Motivation für diesen Einsatz aufrechtzuhalten. Auf einen Pastiz hatte ich heute auch keine Lust.
Freitag, 6.5.2011
Heute checken wir im Baobab aus. Ich sortiere das ganze Material, die LED-Lampen, die Mignon-Akkus, die Ladegeräte.
Material aussortieren
Der Eifrigste in Dieters PV-Team war gestern gefragt worden, ob er sich vorstellen könnte mit einem Microcredit ein Elektrik-Gewerbe zu beginnen. Als er den Teilewert von 200 Euro hörte, kam er ins Grübeln und wollte erst darüber schlafen. 200 Euro sind der Lohn für 100 Arbeitstage, also fast ein halbes Jahresgehalt. Der Wert des Angebotes setzt sich zusammen aus dem dritten 40Wp Solarpanel, dem Regler, der 75Ah Ah Autobatterie, 2 x 12V Akku-Ladegeräte, 12 LED-Solarlampen und den dazugehörigen Mignon NiMh-Akkus. Daneben noch zwei 12V Lötkolben, Werkzeug und Bastelmaterial in Massen, das Dieter und ich zusammengesucht hatten.
Wir haben auch noch ein dreizehntes LED Modul dabei, auf das ist jedoch unser Fahrer scharf und wir haben es schon mehr oder weniger zugesagt.
Wenn William heute zustimmt, wollen wir in einem Jahr das Geld von ihm sehen und es an jemand anderen zum Start eines neuen Gewerbes weitergeben. Keine leichte Aufgabe für ihn!
Williams Lampenladen
In Nagasséga treffen wir uns bei William. Er ist einverstanden und hat sich schon viele Gedanken gemacht. Wir übergeben ihm das ganze Material und André verwirrt ihn noch ein wenig mit betriebswirtschaftlichen Hinweisen 😉
Jetzt soll noch das Gelände für das Dorfgemeinschaftshaus abgesteckt werden. Der Besuch beim Landrat gestern galt auch der Vertragsgenehmigung für die Überschreibung des Grundstückes an den lokalen Verein UDN. Wir messen in 25m Entfernung der Straße eine rechtwinklige Fläche von 30 x 60 m ab und markieren sie mit Pflöcken. Ich nehme anschließend jeden Pflock mit seinen Koordinaten in meinem GPS-Gerät auf.
Gelände abstecken
GPS-Daten erfassen
André hatte mehrfach erzählt, wie er als Junge mit seinem Jagdstock auf Hasenjagd war. So ein Teil wollte ich unbedingt erstehen und hatte deshalb zwei selbstgebaute Boomerangs zum Tauschen dabei.
Nachdem André mein Anliegen übersetzt hatte, liegt sofort ein Jagdholz in meiner Hand und ich ziehe mit 30 Kiddies zu einer freien Stelle, um den Boomerang fliegen zu lassen. Wahnsinn, die Kiddies sind fast ausgerastet. Der ganz einfache V-förmige Rang fliegt eine schöne Acht und ist 30 Sekunden in der Luft. Leider ist zu viel Wind und so kommt er immer weit hinter uns zum Landen. Aber es sind schon 10 Kiddies vor Ort um ihn zu holen. Dann geht es ans Selbstprobieren. Bis auf einen haben sie das Werfen ganz schnell raus und der Rang ist ständig in der Luft. Sowas macht mir viel Spaß und den haben die Kiddies auch! Zurück beim Palaverbaum liegen gleich noch zwei Wurfhölzer vor mir und so hole ich noch meinen lilagelben Dreiflügler. Die Veranstaltung wiederholt sich. Der lilagelbe fliegt noch exakter und bei mäßigem Wind ist er gut zu fangen. Eines der Wurfhölzer gehört Pascal und ich male ihm die Profile der Flügel auf. Vielleicht macht er was draus und es gibt in Nagasséga demnächst original afrikanische Boomerangs zu kaufen. Bin sehr gespannt!
Heute ist unser letzter Tag in Nagasséga und wir verabschieden uns von den Leuten im Dorf.
Die Ergebnisse dieser Woche:
- André hat seine ganze Familie besucht, dem Bruder geht es wieder etwas besser
- Die Patenkinder von Dassari-Benefiz sind fast alle vorbeigekommen und haben ihrem Papa Tagali berichtet wie es ihnen ergeht, wie sie in der Schule vorankommen und was sie als Nächstes vorhaben.
- Es gibt Licht und eine PV-Anlage in der Schule
- Das Loch für die Zisterne ist ausgehoben, der Vertrag für den Bau der Zisterne mit M. Kohu ist unterschrieben
- Das Dorfgemeinschaftshaus ist akzeptiert und soll in einem Jahr stehen
Es gibt viele Ideen, das DGH mit Kleingewerbe anzureichern. Schneiderei, Elektro-Kiosk und vielleicht ein Kino mit Mehrzwecksaal. Dazu braucht es eine stabile Stromversorgung über PV-Inselsysteme. Das wäre ein gutes IngoG-Projekt.
- Das erste Kleingewerbe ist heute gegründet worden und die Jungs sprühen vor Ideen, was sich mit dem Strom alles machen lässt
- Die Trinkwassersituation haben wir befriedigend vorgefunden. Wenn das Dorf genügend Kaufkraft aufbringen kann, besteht die Möglichkeit einer zentralen Wasserversorgung aus Dassari.
- Ein weites Gebiet ist das Speichern von Wasser über das Jahr für die Landwirtschaft. Dafür gibt es neue Ideen. Immer wieder wurde uns empfohlen, uns hinter der Grenze in Togo und Burkina Faso umzusehen. Dort wird Wasser großflächig mit Stauseen aufgefangen und das Gemüse und viel Obst für Benin erzeugt. Die Klimaverhältnisse sind eher schlechter, je weiter man nach Norden geht.
- Die Landwirtschaft selbst ist ein Schwachpunkt hier im Dorf, da sind sie nicht so erfolgreich. Es reifen Ideen, eine kleine Landwirtschaftsschule – vielleicht auch für Erwachsene – zu gründen.
In diesem Zusammenhang wäre auch die Bienenhaltung zu starten.
Also sehr viel zu tun für die Zukunft. Mit der Kombination aus André als Sohn des Dorfes, den Vereinen „Dassari Benefiz e.V.“ und „Ingenieure ohne Grenzen e.V.“ als Träger, Durchführer und Mittelbeschaffer für weitere Projekte sollte hier noch Einiges zu bewegen sein!
Wir fahren nach Tanguieta, schauen beim Schneider vorbei. Dieters Hemd ist fertig, meinem Frack fehlen noch die Knöpfe. Wir kommen morgen abend wieder. Als André aus dem Krankenhaus kommt, fahren wir Richtung Norden zum Pendjari-Park. Wir übernachten im Camp Numi in Batia bei Alfred Schmutz. Alfred ist ein ehemaliger Baywa-Landmaschinenmeister und kommt aus dem Unterfränkischen bei Königshofen im Grabfeld.
Alfred Schmutz
Er ist irgendwann mal in Afrika hängengeblieben und vermietet ein paar Zimmer als Startpunkt zum Pendjari. Ansonsten verbringt er seine Zeit mit Autoreparaturen und fährt sich mit seinem Nissan gerne in irgendwelchen Sandlöchern fest. Sein größter Wunsch ist ein eigener Traktor und eine vernünftige Motorwinde für seinen Nissan Patrol.
Alfred hat auch eine eigene Wasserversorgung direkt aus dem Berg. Damit macht er uns abends einen Salat. Warum ich jetzt und hier Salat esse, kann ich auch nicht sagen, das habe ich in Benin bisher erfolgreich vermieden. Aber man wird davon hören …
Samstag, 7.5.2011
Mit leichtem Bauchgrummeln beginnt für mich der neue Tag. Wir haben einen Guide gemietet, der uns durch den Pendjari-Park führen wird. Es geht um 6:30 zum Parkeingang. Der Park ist mit gut ausgebauten Laterit-Pisten erschlossen, die nach jeder Regenzeit ausgebessert werden müssen. Alfred hatte uns die wildesten Geschichte von Schlammlöchern und überfluteten Brücken erzählt und wir waren sehr gespannt! Im Pendjari gibt es die komplette afrikanische Tierwelt zu sehen, allerdings nicht in den Massen wie in den ostafrikanischen Parks. Wir bekommen Gazellen, Paviane, Warzenschweine, Wasserbüffel, Krokodile, Flußpferde, diverse Reiherarten, kunterbunte Vögel und einen badenden Elefantenbullen zu sehen. Die Löwen halten sich bedeckt. Es war wie ein Zoobesuch, aber mit dem guten Gefühl, daß die Tiere bestimmen, ob sie uns ansehen wollen.
Antilopen im Pendjari
Aussichtspunkt am See
Lateritpiste
Grenzfluß Burkina Faso
Hippos
Am Nachmittag sind wir wieder bei Alfred. Damién hat seinen freien Vormittag genossen und bringt uns wieder nach Tanguieta. Ich hole mein Gewand beim Schneider ab, es sitzt wie angegossen. Der Schneider ist schwerstbehindert, kann sich nur mühsam mit Krücken fortbewegen und war eines der ersten Patenkinder von Dassari Benefiz. Der Verein hat ihm damals die Ausbildung bezahlt und die Erstausstattung für seine Werkstatt besorgt. Inzwischen hat er sogar Angestellte und kommt ganz gut klar.
Wir fahren noch einmal bei der Gendarmerie vorbei, den Chef im Freizeitlook hätte ich niemals erkannt. Die fehlende Uniform ändert auch sofort den Charakter. Es sieht für mich so aus, als handele er nach Dienstschluss mit geschmuggelten Motorrädern, aber ganz sicher bin ich da natürlich nicht. Jedenfalls stellt er mir noch ein hochoffizielles Verlustdokument für welche Versicherung auch immer aus und verabschiedet uns freundlich.
Dann geht es zurück nach Natitingo. Wir erreichen im strömenden Regen das Tata Somba Hotel.
Sonntag und Montag, 8.5.2011 und 9.5.2011
In der Nacht schlägt der Salat oder was immer es war bei mir richtig zu mit Bauchkrämpfen und Dauerdurchfall. Ich komme nicht zum Schlafen. Den nächsten Tag und die Fahrt nach Cotonou überstehe ich mit einer Extra-Dosis Immodium. In Cotonou geht es wieder die ganze Nacht rund und am Montag früh bin ich richtig platt . Ich versuche im Air France-Büro den Flug von Mittwoch auf Montagabend vorzuverlegen aber die Air France lehnt das ab. Also gibt es wieder mal Immodium und ich rette mich über die Nacht.
Dienstag, 10.5.2011
Heute ist ein Besuch in Porto Novo angesagt. André hatte eine Einladung von einem Schulfreund zum Mittagessen und wir besichtigen eine große landwirtschaftliche Lehr- und Versuchsanstalt. Dort trinke ich den als ‚stopfend‘ deklarierten Baobab-Saft. Schmeckt ein wenig wie gedrückte Banane aber mit weiteren Aromen, nicht so schlecht. Bei Andrés Freund, einem Schuldirektor werden wir zum Essen im Wohnzimmer empfangen. Ich versuche mich zurückzuhalten, will aber die Gastgeber auch nicht vor den Kopf stoßen. Nachts habe ich wieder schwer zu tun.
Andrés Schulfreund und Frau
Parallel dazu stehen die Patenkinder Spalier im Gästehaus der GIZ. André spricht mit allen, hört sich Erfolge und Sorgen an und Dieter macht dann aktuelle Fotos.
Papa Tagali und Patenkinder
Zwischendurch kommt Louis XIV, Andrés Neffe, der bei der Unicef arbeitet. Er versucht mir etwas zu erzählen, aber ich verstehe kein Wort. Er probiert es noch einmal, ich verstehe nix. Frust pur! Louis ist ein netter Kerl, aber ich habe keinen blassen Schimmer, was er mir sagen will.
André und Louis XIV
Mittwoch 11.5.2011
Die Nacht war wieder schlimm. Zum Glück geht es heute heim nach Deutschland. Ich lade nochmal Immodium und langsam kann ich mich entspannen. Wir schauen noch nach Handpumpen für die Zisterne, aber es ist nicht Preiswertes zu bekommen. Vielleicht reichen hier doch Schwengelpumpen für ein paar Euro aus Deutschland, einfach zu reparieren sind die Dinger sicherlich. Und wenn wir noch mehrere Zisternen bauen wollen, könnten wir eigentlich gleich 10 Pumpen per Seefracht herbringen.
Am Nachmittag wird Damién mit allen Ehren entlassen, er bekommt noch das 13te LED Modul und eine finanzielle Anerkennung. Ich denke, es war auch für ihn eine gute Zeit. Dann geht es ans Kofferpacken. Das übrige 4kg Wessoclean-Paket wird bei Louis eingelagert, den Brunnenbohrer packen wir ein. Neben einem Straußenei von der Farm habe ich drei originale Jagdhölzer dabei, mehrere Baobab-Früchte und die Wasserproben der Brunnen in Nagasséga. André kauft noch haufenweise leckere Ananas und wir füllen unser Gepäck damit auf bis zum Höchstgewicht.
Als es dunkel wird, kommt ein Taxi und wir fahren zum Airport. Um 22:00, eine Stunde vor Abflug, sitzen wir im Flieger. Ich bin längst eingeschlafen als wir starten und wache erst auf, als das Essen serviert wird. Aber heute will ich nichts riskieren und begnüge mich mit Coca Cola. Donnerstag früh um 6:00 sind wir in Paris und checken gleich nach Nürnberg ein. Der Pariser Flughafen Charles de Gaulle beinhaltet bei Weiterflügen regelmäßig eine Busfahrt zum Abflug-Terminal. Dann wieder der komplette Security Check mit allem Drum und Dran.
Um halb acht sitzen wir in der Maschine nach Nürnberg und landen im strömenden Regen.
Um Zehn Uhr liefern mich Petra und Dieter zuhause ab, uff!
Landung in Nürnberg
Heute gehe ich nicht mehr vor die Tür!