Schwärmerei

In diesem Jahr ist alles anders! Nach dem harten Winter – jedes zweite Volk hat nicht überlebt – hatten meine Bienchen schwer mit den Nachtfrösten, Wind und Wetter des April zu kämpfen. Statt großflächiger Brut und fortschreitender Volksentwicklung haben sich die Bienenvölker eher seitwärts entwickelt. Ohne großartig zu wachsen.

Doch kaum folgen jetzt – endlich!!! – ein paar wärmere Tage, schalten sie den Turbolader ein! Überall rundum blühen die Rapsfelder, Nektar und Pollen sind also reichlich verfügbar. Und irgendwie wollen die Bienen nachholen, was nachzuholen ist. Vor allem: Selbst kleine Ableger schwärmen aus, sobald nur eine junge Königin geschlüpft ist.

Da heißt es für den Imker wachsam zu sein, damit der Schwarm eine gute Behausung erhält und sich zu einem gesunden, starken Volk entwickeln kann.

Hier ein kleines Schwarmvideo von gestern!

Nach drei Jahren …

habe ich endlich mal wieder das Verlangen, meinen Blog weiter zu schreiben. Viel ist inzwischen passiert.

Eine Zusammenfassung finde ich langweilig, da wird sich vielleicht das eine oder das andere aus dem Zusammenhang ergeben.

Die meisten Fotos in der Familie macht inzwischen unsere automatische Wildkamera im Hühner-Gehege.
Unsere Hühner sind zu zehnt. Der Gockel – Fridolin – ein stolzer Altsteirer Hahn und ihm zur Seite neun Hennen. Drei davon sind reinrassige Altsteirer, drei sind Bowans – eine moderne Viel-Legerasse mit braunen Eiern und die drei anderen sind Fridolins Töchter aus dem letzten Sommer.

Apropos Töchter! Im Moment hocken vier der neun Hennen in wechselnder Besetzung auf ca 25 Bruteiern. Die bei Hühnern üblichen 21 Tage Brutzeit sind heute vorbei und ich bin sehr gespannt, was passiert.

Ablegerkästen geklaut!

Zwei meiner schönen neu gebauten Ablegerkästen mit jeweils drei dicht belegten Brutwaben und einer vollen Futtertasche sind mir an meinem Bienenstand im Wald zwischen Biengarten und Mohrhof geklaut worden!

Am Sonntag, dem 13.4.14 hatte ich die beiden Ableger dort aufgestellt. Gestern Abend – also nur vier Tage später – waren sie weg!

Ich habe Anzeige bei der Polizei erstattet, aber die haben mir nicht viel Hoffnung gemacht. Die beiden Kästen waren unterschiedlicher Bauart, eines mit Flugloch unten, eines mit Flugloch oben. Siehe Bild!

Falls Euch also bei einem ‚lieben Imkerfreund‘ meine markanten Kästen auffallen, bitte ich um kurze Nachricht! 

Bild

Nagasséga – Benin

 

Montag, 25.04.11

Afrika! Benin! Endlich geht es los!
Schwer bepackt und mit zigfach umsortierten Koffern und Paketen schlagen wir am Nürnberger Flughafen auf. Wir, das sind Dieter Emmerich, André Tagali und ich.
Bei der Gepäckaufgabe übernehme ich noch eines der vielen Patenkind-Notebooks von André in mein Handgepäck, weil sein Koffer sonst zu schwer ist. Dann wollen wir uns einen Kaffee gönnen und werden stattdessen ausgerufen zur Gepäcknachkontrolle. Im Paket mit meinem Brunnenbohrer befinden sich 4kg Wessoclean, das wollen sie sehen. Und die Solar-Akkus müssen auch geöffnet werden. Große Unsicherheit, ob wir die mitnehmen dürfen. Schließlich dürfen wir doch und es ist auch schon Zeit fürs Gate. Fliegender Abschied von den Frauen und weg sind wir drei.

Zwei Stunden später in Paris schlägt die Air France dann richtig zu. Wir müssen erneut durch die Kontrolle, es gibt keinen Transferbereich. In meinem Handgepäck gefallen ihnen jetzt die Leinen nicht, die ich für den Diver dabeihabe. Letztlich wickele ich die Leinen ab und habe nur noch die Spulen dabei. Beim Boarding geht bei mir die rote Lampe an. Es gäbe ein Problem mit meinem Gepäck und sie hätten mich schon ausgerufen. Ich werde in einem Lieferwagen quer über den Flughafen gekarrt um schließlich bei unserem Solar-Akku-Paket zu landen und mir anzuhören, sowas sei absolut verboten im Flugzeug. Auch meine (deutsche) Hersteller-Bestätigung über den sicheren Transport im Flugzeug akzeptieren sie nicht. Der Flieger wird wegen mir aufgehalten, eigentlich wären wir schon gestartet. Zurück im Lieferwagen zum Gate und wieder durch die Kontrolle komme ich endlich im Flugzeug an. Fast 30 Minuten Verspätung wegen diesem Mist.

Paris CDG

Abends um Sieben landen wir in Cotonou. Großer Empfang für André. Wir werden durch den Zoll geleitet, sind als erste am Kofferband. Mein Koffer kommt nicht. Air France teilt mit, sie würden ihn am Mittwoch, also 2 Tage später, nachliefern. Ich erhalte ein Notbesteck – Zahnbürste, T-Shirt und einen Kamm, das wars!
Jetzt muss unser ganzes Gepäck und wir in ein Auto verfrachtet werden und wir fahren zum Gästehaus der ‚Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ)‘ , das ist der neue Name des Deutschen Entwicklungsdienstes. Es ist brütend warm und schwül.

Empfang in Cotonou

Unser Gästehaus ist einfach und nett, es gibt eine große Terrasse und überall Ventilatoren. Die Betten haben Mosquitonetze. Zudecken braucht man nicht, dazu ist es zu warm. Wir laufen noch vor zum ‚Biergarten‘, das ist ein größerer Platz an einem Verkehrskreisel, wo man Bier und auch etwas zu Essen bekommen kann. Mit einem Beninoise – dem lokalen Beniner Bier in 0,6L Flaschen beschließe ich den Tag.

Terrasse des GIZ Gästehauses

 

Dienstag, 26.04.11

Gegenüber des Gästehauses ist eine Patisserie, wir holen Baguettes und alles Nötige für ein gutes Frühstück. Man lernt hier nach und nach die ganze deutsche Entwicklungshelferszene in Benin kennen, allen landen für ein paar Tage im Gästehaus, wenn sie auf Reisen sind.
Dassari-Benefiz will den Bau des Maison Public über die CIM bezuschussen lassen, einer anderen Abteilung der GIZ. Wir haben deshalb eine Verabredung mit Dr. Rudi König, der das Projekt für die CIM begutachten soll. Ausserdem müssen wir Ersatz für die Solarbatterien besorgen, das gestaltet sich als sehr schwierig. André organisiert ein Auto mit Fahrer für uns. Es ist ein Pickup mit Plane und vier Plätzen.
In Benin ist Wahlkampf, am Samstag wird das neue Parlament gewählt. Überall sieht man Wahlkampftrupps, die mit Luftballons, Freibier und kleinen Geschenken die Leute in Laune bringen sollen, das Kreuz an der richtigen Stelle zu machen.

Moppedtaxi zur Botschaft

 

Wir besuchen die deutsche Botschaft und werden von der Kanzlerin empfangen. Nein – nicht Angie! Die Kanzlerin der Botschaft! Sie ist ziemlich sarkastisch drauf, ist schon sehr lange in Afrika unterwegs und hat ein wenig die Hoffnung verloren, durch Entwicklungsgelder von außen Entscheidendes zu verbessern. Aber sie gibt uns ein paar Ratschläge und leitet uns an ihre Kollegin weiter, die die `Portokasse` für Kleinprojekte verwaltet. Vielleicht ergibt sich hier für 2012 eine Finanzierung für zwei Zisternen.

In der Deutschen Botschaft

 

Unterwegs fallen immer wieder die Tankstellen aus Glas auf. Dort wird aus Nigeria geschmuggeltes Benzin und Motoröl verkauft. Im Glasballon, damit jeder sich von der Reinheit überzeugen kann. Im Grenzgebiet zu Nigeria fahren extra umgebaute dreirädrige Vespas mit großen Zusatztanks um dieses Benzin nach Benin zu bringen.

Schmuggler-Tankstelle

 

Abends treffen wir uns mit Dr. Rudi König. Er gibt uns Tipps zum Kauf der Batterien, erzählt uns von den vielen PV-Anlagen, die die Deutschen schon gebaut haben, von Schachtbrunnen und von der Imkerei in Afrika. Er residiert im Deutschen Haus in Cotonou. Und kennt jeden GIZ-Mitarbeiter hier im Land persönlich.

 

Mittwoch, 27.04.2011

Wir erleben ein Beispiel, wie man hier auch mal ganz schnell abgezockt werden kann. Nachdem wir von mehreren Leuten auf die Firma Enerdas als Lieferant von Photovoltaik-Systemen und auch Solar-Akkus aufmerksam gemacht wurden, schlagen wir dort auf. Ein kleiner Laden mit teilweise gebrauchten Kleinmodulen, Pumpen und Zubehör. Ja, sie könnten einen Solarakku liefern. Welche Marke? Gute Marke! Kostet 250€. Kann man ihn sehen? Nein, der Mitarbeiter mit dem Schlüssel ist gerade irgendwo. Wann können sie liefern? Donnerstag früh. Ok, besorgen sie das Teil, wir kommen Donnerstag zum Abholen. Ja, aber bitte jetzt bezahlen! ??? Wir bieten Anzahlung von 10% aber das reicht ihnen nicht. Das wars! Das Geschäft ist geplatzt! Später erfahren wir von einem Mitarbeiter der Unicef, dass Enerdas seit Monaten im Lieferverzug ist. Hätten wir uns auf den Handel eingelassen – das Geld und die Batterien hätten wir niemals wieder gesehen.

Unsere Batterien kaufen wir anschließend bei einer libanesischen Autowerkstatt. Sie haben 30 Stück auf Lager, wir nehmen eine mit 100Ah und eine mit 75Ah. Autobatterien haben nicht dieselbe Lebensdauer für unsere Anwendung wie das bei echten Solarakkus der Fall wäre, aber die Funktion ist zunächst mal gegeben.

Wir besuchen einen Künstlermarkt und kaufen uns Sonnenhüte. Bei der BOA – der Bank of Afrika – tauschen wir Euros gegen Francs CFA. 1000 Francs sind 1,50 Euro mit festem Wechselkurs. Ich erstehe noch ein neues Seil für meinen Diver und Dieter sucht erfolglos nach einer geeigneten 2-Drahtleitung für die Verlegung der LED-Module.

Abends kommt tatsächlich mein Koffer. Alles ist drin, nur das 5 Watt Solarmodul, das ich dabeihatte, ist zerbrochen. Dieter feixt rum, ich hätte es auch wirklich besser einpacken können. Soll er feixen, ich komme nach drei Tagen endlich in eine frische Unterhose!

 

Donnerstag, 28.04.2011

Die Piste nach Norden

 

Wir starten in den Norden des Landes. Insgesamt sind ca 600km zu fahren. Ziel für heute ist Natitingo. Die Strasse ist eine echte Schlaglochpiste. Die Autos kurven um die Löcher herum. Unser Fahrer fährt trotzdem einen heißen Reifen. Insbesondere werden Dörfer mit 120 km/h und lautem Gehupe durchquert.
Die Fahrt ist endlos. Und wir schaffen es auch nicht, im Hellen unser Ziel zu erreichen.
Dann aber werden wir mit einem wirklich schicken Hotel entschädigt und verbringen zur Abwechsung eine klimatisierte Nacht.

Tata Somba Hotel in Natitingo

 

Freitag, 29.04.2011

In Natitingo ist eine Niederlassung der GIZ und wir wollen dort morgen einige Leute besuchen. Der Landwirtschaftsexperte ist leider auf Reisen, aber wir treffen Frau Auer, die uns von Rudi König als Gutachterin vor Ort zum Projektantrag genannt wurde. Die GIZ hat ihre Büros auf einem Gelände mit großen Bäumen voller fliegender Hunde. Sehr eindrucksvoll!
Wir haben uns mit Frau Auer in Nagasséga für den Nachmittag verabredet.

Wir besuchen noch das hiesige Wasserwirtschaftsamt. Sie geben uns ganz gute Ausbaupläne der drei Brunnen in Nagasséga und wissen auch vom üblen Geruch des einen. Aber sie hätten eine chemische Analyse durchgeführt und es gäbe keine Beanstandungen.

Zunächst geht es weiter nach Tanguieta, dort gibt es das Baobab Hotel, in dem wir einchecken. Die Zimmer bestehen aus Rundhütten mit Bad und sind mächtig warm. Tagsüber schätze ich die Temperatur hier auf ca. 40-45°, bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit. Wenn kein Wind geht, tropft ganz langsam der Schweiß von der Stirn auf die Klamotten.

Im Baobab

 

Um 16:00 sind wir endlich am Ziel: Nagasséga! Das Dorf liegt auch an der Fernstraße nach Togo und Burkina Faso. Von weitem schon sehen wir die beiden Schulgebäude, die vor Jahren von Dassari-Benefiz initiiert wurden. Und dahinter das Gebäude für die Lehrer. Der Rest des Dorfes besteht aus Lehmhäusern, teils mit Schilfdeckung, teils mit Blechdächern. Blechdächer sind gut für das Auffangen von Wasser.

Nagasséga

 

Der Empfang ist phänomenal! Was ein TamTam! Und TamTam ist der originale Name für die Trommel- und Tanzgruppen, die uns hier begrüßen. Für die Kinder haben wir 4 Säcke Mangos gekauft. 40km zurück hinter dem Atacora-Gebirge gibt es Mangos im Überfluss, hier sind sie nicht zu haben. Damién, unser Chauffeur, übernimmt die Verteilung. Er wird fast gefressen und flüchtet sich mit seinem Mangosack auf einen Baum um in Ruhe zu verteilen.

Wir werden offiziell begrüßt. Frau Auer ist auch vor Ort. Francoise, der Vorsitzende des lokalen Vereins UDN, spricht sehr lange, André antwortet. Ich verstehe kein Wort und fotografiere derweil.

Der große Empfang

 

Mangos für die Kids

 

Sie haben die begehrten Mangos erwischt

 

Tam Tam !

 

Da sind so komische Weiße …

 

Typisches Gehöft in Nagasséga

 

Tänzerinnen bei unserem Empfang

 

Wir besichtigen das Loch für die Zisterne, sehr akurat ausgebuddelt von der Dorfjugend. Danach geht es zur Dorfversammlung in der Schule. Wir stellen unser Programm für die nächste Woche vor und André macht klar, dass sehr viel vom Dorf verlangt wird für den Bau des Gemeinschaftshauses. Die Gesamtkosten werden bei 80.000 Euro liegen und davon soll das Dorf 15.000 Euro durch Eigenleistung beim Bau erbringen. Bei einem Durchschnittslohn von 2 Euro/Tag sind das ein Haufen Arbeitstage…

Zisterne 1

in der Dorfversammlung

Dorfversammlung – André und Francoise

Dorfversammlung – Dieter und André 1

 

Abends zieht ein Sturm auf. Wir sind noch in der Schule als es schlagartig dunkel wird. Erst sieht und fühlt man den Staub, der vom Sturm waagerecht hergetrieben wird. Dann kommt der Regen und das Gewitter. Wie in der Disko, immer fünf Blitze im Paket mit dem Donner als akustischen Background. Sehr eindrucksvoll. Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, fliegt davon. Ein riesiger Baum neben der Schule bricht halb ein. Ich warte auf den ersten Blitzeinschlag, aber der kommt nicht. Nach zwei Stunden ist es vorbei, die Luft herrlich klar und kühl.

Vor dem Sturm

 

Sandsturm

 

Heftig!

 

Matschepampe

 

Wir wollen zurück nach Tanguieta, aber unser Auto versinkt im Matsch. Damién hat offensichtlich keine Wintererfahrung, er gibt Gas wie blöd und gräbt den Pickup bis zur Achse ein. Eigentlich sollte dieses Auto einen zuschaltbaren Vierradantrieb haben, aber es dreht sich trotzdem nur das eingegrabene Rad. Mit Schaufeln und Spitzhacke (!) wird das Loch vergrößert. Schließlich überredet Dieter den Chauffeur zur bewährten Schaukeltechnik. Dieter am Steuer und das halbe Dorf am Heck wird der Pickup wieder freigeschaukelt.

Abends im Hotel ist André so platt, dass er am Tisch einschläft.

 

Samstag, 30.04.2011

Der Tag beginnt heute etwas ruhiger. André bricht früh mit Damién nach Nagasséga auf. Sein älterer Bruder ist krank und er will sich um ihn kümmern. Dieter und ich fahren mit dem Moppedtaxi in die ‚Stadt‘. Es gibt dort einen kleinen Supermarkt, einen ganzen Bereich mit abenteuerlichen Marktbuden und es gibt die Fat Lady. Die Fat Lady besitzt ein Restaurant, ihr Essen ist unbeschreiblich aber sie hat kaltes Bier und einen kühlen Baum vor dem Haus.

Fat Lady

 

Den Leuten hier zuzusehen macht viel Spaß, vor allem, wenn man mit einem Beninoise im Schatten sitzt und ein kühles Windchen weht. Dann kann man es ganz gut aushalten.
Es fahren viele Moppeds hier herum und sehr abenteuerliche Autos. Die Moppeds sind fast alle chinesischer Bauart mit 100ccm Viertaktmotor. Offiziell kosten sie 2 Millionen CFA – also ca. 3000 Euro, geschmuggelt aus Nigeria kann man von diesem Preis 60% sparen. Womit die Handelswege klar wären. Ältere Autos sind durchweg Peugeot 404 und Nachfolger, besonders beliebt als Pickup. Neuere Modelle kommen aus Japan – Toyota, Nissan, Mitsubishi – die ganze Palette. Ein Politiker, der was auf sich hält, fährt in der Regel mit einem VW Touareg durch die Gegend.

Alles Käse oder was?

 

Den sonstigen Transport besorgen die Mädels hier. Unbewegliches wird auf dem Kopf transportiert, da entwickeln die Damen eine unglaubliche Geschicklichkeit. Selbst Wasserbehälter mit locker 20 Litern Inhalt werden über weite Strecken so getragen. Bewegliche Lasten – Kleinkinder jeden Alters – werden auf dem Rücken im Tragetuch bewegt. Das funktioniert immer und überall und mancher Körperbau der Mamas unterstützt den Nachwuchs mit einem angeformten Kindersitz J

Auch die Bauindustrie ist hier bemerkenswert! Zement ist rar und teuer und Wienerberger scheint den afrikanischen Markt noch nicht entdeckt zu haben. Steine werden deshalb an der Baustelle produziert. Von ganz einfachen Lehmsteinen wie im Bild bis zu den teuren Zementsteinen sind die Bauleute immer erst mit einer Steinform tage- und wochenlang beschäftigt, sich ihr Baumaterial herzustellen. Steine müssen dann erst richtig durchtrocknen, bevor sie verbaut werden können. Und wenn es in dieser Zeit ein paarmal richtig schüttet, sind zumindest Lehmsteine rund und verwittert, bevor sie eingebaut werden konnten.

Lehmsteine – frisch gepresst!

 

Am Nachmittag werden wir doch unruhig, wollen nicht den ganzen Tag unnütz vergehen lassen. Aber André ist noch mit seinem Bruder beschäftigt. Er hat ihn zwischenzeitlich ins Krankenhaus verfrachtet. Nach einigen Anrufen kommt er mit Damién, und wir fahren nach Nagasséga.
Die Tageshitze ist schon vorbei als wir eintreffen und in der Schule läuft noch die Stimmabgabe zur Parlamentswahl. Trotzdem haben die Aktiven im Dorf schon auf uns gewartet. Wir nutzen das letzte Licht für das genauere Vorstellen der drei Projekte: Zisterne, Brunnen und PV-Anlage. Letztere findet das größte Interesse, an der Zisterne haben ja viele schon erfolgreich mitgebuddelt, aber auch zu den Brunnen finden sich zwei Freiwillige.
Das größte Problem für mich sind die mangelnden Französisch-Kenntnisse. Ich hab das zwar mal ein paar Jahre lang gelernt, aber es ist nicht mehr viel übrig. Und so verkomme ich ein wenig zum Statisten. Dieter ist aber ganz fit und bringt alles raus, was er sagen will. In der Brunnen-Crew ist Pascal, er versteht dreieinhalb Worte Englisch und wir können uns mit Gestik und gemischtem Wortbrei halbwegs verständigen.

André stellt die Projekte vor

 

Abends im Baobab gibt es Steak mit Yams-Frittes. André liebt Yams über alles, mir ist es einfach zu trocken. Selbst mit Soße staubt es noch zwischen den Zähnen …
Heute haben wir sogar Internet und André hält sich noch wach bis er das Ergebnis des Bayern-Spieles kennt. Ich sitze noch bis Mitternacht beim einen oder anderen Beninoise und höre den glucksenden und pfeifenden Tieren der Nacht zu. Alles ist anders hier, nicht einmal die Sternbilder kenne ich.

 

Sonntag, 1.5.2011

André ist schon früh unterwegs zu seinem Bruder.
Gegen Mittag fahren wir nach Nagasséga und mit Dieter erkunde ich den westlichen Wasserlauf des Dorfes. In diesem Jahr hat die Regenzeit schon früh begonnen. Es gab schon ein paar kräftige Güsse und in den Wasserläufen stehen kleinere Tümpel. Mit dem Grundwasserdamm wird es wohl nichts werden. Es gibt kein Sand- oder Kiesbett in den Wasserläufen, alles ist hier Lehm und ziemlich dicht. Laterit nennt man diesen Boden, es ist ein hartes, rotes, lehmiges Zeug mit Einlagerungen von eisenhaltigem Gestein.

Wasserlauf westlich vom Dorf

 

Ein Wasserloch im Wasserlauf

 

Im Anschluss besuche ich mit Pascal die drei Dorfbrunnen. Der Junge bringt mich ins Schwitzen, dabei hat es doch höchstens 40°. Die Brunnen liegen ca 2 km auseinander, der östliche hat gutes Wasser und ist erst 2010 renoviert worden.

Nagasséga – östlicher Brunnen

 

Hier stehen immer mindesten 20 Frauen und Kinder und lachen (zumindest, wenn ich in der Nähe bin). Der mittlere Brunnen ist äusserlich auch gepflegt, aber stinkt faulig, das Wasser wird nicht als Trinkwasser verwendet. Der Brunnenkopf ist aber in Ordnung und was da stinkt kann eigentlich nicht von oben eingedrungen sein. Ich beschließe, diesen Brunnen später zu regenerieren. Der westliche Brunnen liegt in Montouri, eine Siedlung, die zu Nagasséga gehört. Er riecht auch etwas aber dort stört es die Leute nicht. Einige Kinder haben einen besonderen Rhythmus beim Bedienen der Fußpumpe gefunden. Sie vollführen praktisch einen Tanz auf dem Pedal, hüpfen von einem Betonsockel zum anderen und das jeweils freie Bein bedient die Pumpe – genial!

Brunnen mit Fußpumpe

 

Die Pumpen sind auch genial gebaut! Nicht diese einfache Schwengelpumpentechnik, der hier bei uns üblich ist. Mit dem Pedal wird über einen Schlauch Luft in einen Zylinder an der Ansaugstelle gedrückt, der dadurch das Wasser nach oben befördert. So funktionieren diese Pumpen noch bis 60m und sind relativ wartungsarm.
Aber sie sind auch relativ teuer, werden in Frankreich produziert und kosten 1500 Euro.
Pascal macht mich heute noch fertig! Er läuft leichtfüssig mit Flipflops (!) über diesen holperigen Stoppelboden. Jedesmal, wenn ich derweil über meine eigenen Füße oder sonstwas stolpere, sagt er erschrocken ‚Sorry‘. Wahrscheinlich ist er froh, dass er mich nach 2 Stunden endlich im Dorf unter dem Palaverbaum los wird.
Ich lasse eine ganze Wasserflasche reinlaufen, so heiß ist mir. Anschließend schwitze ich wie nach der Sauna und kann mein Hemd auswringen. Pascal lacht nur und sagt nix, ich habe ihn kein einziges Mal beim Trinken beobachtet …

Heiß!

 

Pascal

 

Montag 2.5.2011

Wir brauchen noch Material und Werkzeug für die Montage der PV-Anlage. Gute zweiadrige Leitung hatten wir Freitag in Natitingo gefunden, aber wir brauchen Nägel und einen vernünftigen Seitenschneider. Beides finden wir nach einiger Suche in Tanguieta. Und wir schauen uns den Ort noch etwas näher an. Ein ausgeschlachteter LKW-Koffer mit der Aufschrift ‚Die Zukunft Sachsens‘ gefällt mir besonders.

André ist wieder im Krankenhaus bei seinem Bruder. Der ist einfach nur schwach und unterernährt, eine rechte Diagnose will sich nicht finden lassen. Er wird gerade mit Infusionen aufgepäppelt. Die Ernährungssituation im Dorf ist eigentlich nicht schlecht, aber es fehlen Gemüse und frische Sachen aus eigener Produktion. Deshalb laufen auch die Kinder teilweise mit aufgeblähten Bäuchen herum, die Ernährung ist zu einseitig. Bis zum Markt nach Dassari sind es gute 4km Fußmarsch, und Geld ist immer knapp.
Das Dorf hängt am Tropf derjeniger Bewohner, die zum Arbeiten auswärts eine Stelle gefunden haben. Teilweise sind die Leute auch eine Zeitlang in Burkina oder Nigeria um Geld zu verdienen. Aber im Dorf selbst gibt es wenig zu verdienen. Kein Wunder, dass alle so mit Begeisterung beim Ausheben der Zisternengrube dabei waren, die 2 Euro pro Arbeitstag waren gut verdientes Geld für die Arbeiter. Und es gab bittere Beschwerden, dass die Arbeit nicht auf alle Viertel im Dorf gerecht verteilt gewesen wäre.

Das PV-Team bei der Montage

 

Nachmittags beginnt Dieter mit seinem Team mit der Montage der PV-Anlage. Es werden Flacheisen zur Befestigung der Module benötigt. Zwei Jungs düsen mit dem Mopped nach Dassari, es wird dunkel, ehe sie wiederkommen. André zeigt mir den nordöstlichen Wasserlauf, er nimmt das Wasser des westlichen irgendwo auf und soll in einem Fluss Richtung Volta münden. Aber auch hier ist der Boden sehr undurchlässig und ohne Kies- oder Sandbett. Es gibt einige engere Stellen, an denen ich Probebohrungen machen will aber viel Hoffnung habe ich nicht.

Ich fotografiere seit dem ersten Tag wie ein Weltmeister. Die Spiegelreflex habe ich umhängen, die Ixus etwas verdeckt in der Hand. So kann ich die Leute natürlicher erwischen, ohne dass sie sich gleich in Pose stellen. Die Ixus kommt auch mit den Belichtungsverhältnissen deutlich besser klar als die EOS400.
Eines der Highlights für mich sind die Abende im Baobab, wenn ich meine Bilder auf das Netbook übertrage und sie durchschaue, ausmiste und ausrichte. Da bin ich immer locker eine Stunde beschäftigt, die beiden anderen sind meistens schon im Bett.

Dienstag, 3.5.2011

Heute geht es schon früh nach Nagasséga, Dieter und sein Team stellen fest, dass die Flacheisen an der falschen Stelle gebohrt wurden und wir fahren zum Nachbessern zur benachbarten Straußenfarm des Franzosen Le
Cornec. Er selbst ist schon ziemlich alt und auch nicht zuhause, soll in Frankreich ein Prostata-Problem auskurieren. Aber seine Metallwerkstatt ist besetzt und sein Vorarbeiter zeigt uns die Farm.

Metallwerkstatt der Straussenfarm

 

Landy

 

Neben den Monster-Hühnern, die ich so auf Anhieb nicht sonderlich sympathisch finde, begeistert mich aber die pragmatische Wasserhaltung der Farm. Auch Le Cornec hat Versuche mit Staudämmen hinter sich. Die waren jedoch nach jeder Regenzeit von den riesigen Wassermassen zerstört. Er hat dann ganz simpel kreisrunde Teiche ausschieben lassen. Ca. 50m im Durchmesser und in der Mitte bis 8m tief.

Balzender Strauß

 

Wasserreservoir

Die Tiefe richtet sich nach der Mächtigkeit der Laterit-Schicht, die zuverlässig für Dichtigkeit sorgt. Die Teiche werden vom Regenwasser ohne weiteres Zutun gefüllt und überstehen so die Trockenzeiten. Wir waren jetzt am Übergang von Trocken- zu Regenzeit hier und die Teiche hielten mindestens noch 30-40% Wasser. Auch die Preise, die der Vorarbeiter nannte, waren sehr interessant, man braucht 2 Tage lang einen Caterpillar, das war’s dann auch schon.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Jungs im Dorf gerne den Caterpillar mit Hacke und Schaufel ersetzen würden um sich das Geld zu verdienen. Für die landwirtschaftliche Erschließung der Flächen im Dorf wäre das ein guter Ansatz. Vielleicht in Verbindung mit Tröpfchenbewässerung von Baum- oder Strauchplantagen?

Heute bringt irgendjemand die Nachricht, Osama sei tot. Wir waren uns erst nicht ganz sicher, ob es nicht vielleicht doch Obama sei, den sie da gekillt haben. Aber nein! Obama lieben und verehren hier alle. Und sie sind sich ganz sicher, Osama sei tot. Überhaupt – Obama – die Mädels laufen hier begeistert mit Obama-Girl T-Shirts herum, es gibt Obama Reissäcke (aus Thailand) und Obama Friseure und Obama Schilder und noch mehr Obama-Girls. Obama hat das Image der USA hier sicher sehr aufgewertet.

Mittagessen gibt es in Dassari, wir begnügen uns mit der ortsüblichen Flüssignahrung in Form von Beninoise. André, der keinen Alkohol trinkt, verlustiert sich mit Flaschen-Mokka. Wir sind gleich wieder von Kiddies umlagert und ich darf ein Fahrrad ausprobieren.

In Dassari

Buschtaxi aus Burkina Faso

 

Pause in Dassari

 

Proberadeln

 

In der Schule können wir nur in der Mittagspause von 12:00 bis 15:00 arbeiten, außerhalb des Unterrichts. Nach 17:00 kann es weitergehen, aber da wird es sehr schnell dämmrig. Die Klassenzimmer sind 8 x 8m groß und wir hatten erst die Idee, mit unseren 12 LED-Modulen gleich zwei Räume zu beleuchten. Aber nachdem wir sie am Dachgebälk angenagelt hatten, verloren sich die Lämpchen doch in dem großen Raum. Zumal die Klassenräume vorne und hinten große Tafeln haben, die ja auch etwas Licht abbekommen sollten. Also werden alle 12 Module für einen Raum verwendet und das ergibt dann ein befriedigendes Licht.

Unser Sicherheitsingenieur am Werk

Am Abend sitzen die Solarzellen noch nicht auf dem Dach, aber das Licht funktioniert schon so weit, denn die Batterie ist vollgeladen. Ich hoffe, dass die Autobatterie einige Jahre ihren Dienst tun wird, die LED-Module ziehen gerade mal 3,6A zusammen und solange der Regler und die PV-Module in Ordnung sind, sollte die 100Ah Batterie nie unter 80% entladen werden. Das sollte dieses koreanische Qualitätsgerät gut wegstecken. Wenn natürlich jemand auf die Idee kommt, die Batterie direkt anzuzapfen, sieht die Rechnung anders aus. Sie steht im abschließbaren Lehrerschrank aber gegen einen entschlossenen Dieb wird das nicht helfen.

Kinder in Nagasséga

 

Traditionelle Getreidespeicher aus Lehm

 

Ich will mein Bild sehen!

 

FC Nagasséga

 

Mittwoch, 4.5.2011

Treffpunkt am Morgen ist immer das Rondell im Baobab zum Frühstück. Dieses wird mit der Zeit etwas eintönig, es gibt löslichen Tütenkaffee, Mangobrei, und mal frische, mal aufgebackene Weißbrote. Highlight ist ein Omelette. Daneben haben wir noch etwas Marmelade und Winny’s im Kühlschrank. Aber die Azubi des Hotels, Fatima, ist ziemlich schläfrig drauf und man muss jeden Morgen wieder darum bitten, dass sie die Sachen holt. Früher war das Rondell von einem riesigen Affenbrotbaum, dem Baobab, beschattet. Diesen Baum hat jedoch in den letzten zwei Jahren ein Sturm gekillt und es steht nur noch der kahle Stamm. Inzwischen wurden zwar mehrere neue Bäume gepflanzt, aber es werden noch viele Jahre vergehen, bis das Rondell wieder schattig und nett wird. Unter den Neupflanzungen ist auch leider kein Baobab.

Nachdem wir wieder einmal Wasser und Kleinkram aus dem Ort besorgt haben, sind wir bei der Fat Lady zum Essen. Es gibt Dörr-Piranha auf kalten Nudeln und – natürlich – Beninoise! André mag das Essen sowieso, Dieter mag alles, was kostenlos ist und ich stochere in den Nudeln.

 

Dörr-Piranha mit Nudeln

 

André ist glücklich

 

Bon appetit!

 

Kurz nach 12:00 erreichen wir das Dorf. Dieters Team wartet schon und sie legen gleich mit der Montage der PV-Module los.
Wir haben aus Deutschland gelbe Baseball-Caps mitgebracht, mit der deutschen Flagge vorne drauf. Die Caps geben wir sehr zurückhaltend an die wirklich engagierten Leute aus. Und die sind sehr stolz darauf. Uns helfen die Mützen auch, wir können unsere Mannschaften leichter erkennen.
Ich trommele mein Brunnenteam zusammen und bepackt mit Werkzeug , Kabellichtlot und Wessoclean machen wir uns zum Stinkebrunnen auf. Als erstes ziehe ich mal eine Wasserprobe zur chemischen Analyse in Deutschland. Dann verzweifeln wir an den 22er Muttern des Pumpendeckels. Das hier vorhandene Werkzeug ist ziemlicher Schrott und die Schlüssel, die wir mitgebracht hatten, reichen nur bis 19mm. Wenn wir nicht aufpassen, sind die Muttern bald rund und der Deckel immer noch fest. Ich breche die Aktion ab. Dann müssen wir eben nochmal zu Le Cornec und einen 22er Ringschlüssel organisieren.

Zurück beim Palaverbaum machen wir etwas Pause. Der Palaverbaum hat seinen Namen seinem Schattenwurf und dem relativ ebenen Boden rundherum zu verdanken. Die Leute stehen hier mit der Dämmerung auf, erledigen ihre wichtigsten Aufgaben um sich spätestens ab 10:00 in den Schatten zu flüchten. Ca. 20 Frauen sitzen ständig unter dem Palaverbaum und ratschen, alle Stunde wird ein Eckchen weitergerutscht und weitergeratscht. Einige stampfen irgendwas oder kauen irgendwas, die Kleinkinder krabbeln und die größeren spielen um den Baum herum. Ganz in der Nähe ist übrigens das Loch, das Damién mit dem rechten Hinterrad unseres Pickup am Freitag gegraben hatte. Das Loch ist der Lieblingsplatz der Dorfschweine geworden, weil immer noch Wasser darin steht. Sie sulen sich und grunzen selig und freuen sich des Lebens. Es gibt mindestens zwei Muttersauen mit etlichen Ferkeln, die regelmäßig zum Schlammbad auftauchen.

Damiéns Schweinesuhle

 

Nach einer Pause packe ich meine zwei Jungs vom Brunnenteam und noch zwei andere in den Pickup und lotse Damién zur Brücke. Wir schnappen uns den Brunnenbohrer und laufen bis zu der Engstelle im Wasserlauf, die ich schon früher mit André ausgesucht hatte. Die Jungs sind ziemlich helle und der Bohrer frisst sich in der Mitte des Wasserlaufes in die Tiefe. Mein Ziel ist festzustellen, ab wo der harte und dichte Untergrund beginnt. Gibt es vielleicht doch eine angeschwemmte wasserführende Schicht über dem Laterit? Die Bohrung geht erst ca. 25 cm durch feinen Sand, dann wird es schon lehmig. Schließlich schält sich der Bohren bei 1m Tiefe durch den steinharten Laterit und wir geben auf. Am Loch der Zisterne kann man erkennen, dass die Lateritschicht dort ca. 2,5m mächtig ist. Darunter kommt helleres Material, welches auch zu Rissen neigt und deshalb wohl eher Wasser führen könnte.
Ein zweites Loch in der Böschung des Wasserlaufes bringt nur helles, feines Pulver aus der Bohrkrone.
Die Jungs nennen das Material ‚Coulon‘, ich konnte den Begriff bisher nicht verifizieren. Es handelt sich um ein fast weißes, hartes, vielleicht von der Hitze verbackenes Material. Bei ca. 80cm Bohrtiefe geben wir auf, die ganze Mannschaft schnauft. Mit ein paar Keksen und einer Flasche Wasser machen wir eine Pause.

Zurück am Palaverbaum präsentiert uns ein Dorfbewohner den begehrten 22er Ringschlüssel und so können wir unseren Brunnen doch noch regenerieren. In einem 20 Liter Eimer werden 4kg Wessoclean angemischt und in das 5″ Brunnenrohr eingefüllt. Danach pumpen wir den Eimer noch fünfmal voll und schütten das Wasser wieder in das Rohr um eine Durchmischung zu erreichen. Pascal instruiert die Leute, das Wasser des Brunnens sei heute nicht mehr zu benutzen. Sicherheitshalber nehmen wir das Pumpenpedal mit, damit kein Unglück passiert.
Blöderweise hatte ich mein Wassermessgerät im Baobab vergessen, so konnte ich die Vermischung des Reinigungsmittels nicht anhand des pH-Wertes nachvollziehen.

Zwischendurch wird noch der örtliche Meilenstein an der Straße um ein paar wichtige Informationen ergänzt …

It’s a long way …

 

Am Nachmittag findet wieder eine Dorfversammlung statt. André will definitiv eine Zusage für die Eigenbeteiligung des Dorfes zum Dorfgemeinschaftshaus. André und Francoise sprechen abwechselnd auf Französisch, ein Jüngerer aus dem Dorf übersetzt das sehr nachdrücklich in die lokale Sprache und wir bekommen eine überwältigende Zustimmung. Auch unsere weiteren Ideen werden vorgestellt. Landwirtschaft mit Unterstützung von Experten, evt. eine Landwirtschaftschule, der Vorschlag zur Imkerei im Dorf hebt die Leute fast aus dem Sattel: Alle wollen Bienen haben und Honig herstellen.

Abends fahren wir zu Frère Frederique nach Cobly, ca. 30km rote Lateritpiste mit Querrinnen. Aber es sind Bauarbeiten im Gange, neben der Straße werden Strommasten aufgestellt, unser Bauunternehmer M. Kohu erneuert die diversen Brücken über die Wasserläufe, die die Straße queren und irgendwann soll die Straße auch asphaltiert werden. M. Kohu hat auch die neue Kirche in Cobly gebaut, auf die Frère Frederique sehr stolz ist.

Kirche in Cobly

 

Der Frère ist ein lebenslustiger Mensch, der erste in Benin, der uns Alkohol als Aperitif anbietet. Er hat mehrere Bedienstete und führt ein gutes Leben. Außerdem hat er vier Hunde, die um seinen Tisch schlawenzeln, der aktivste ist Gadafi, sein Lieblingshund, auch Gadafu oder Gadafä genannt, je nach Laune. Aber auch Pourquoipas (warum nicht?) und zwei Hundedamen haben ihr Auskommen und die Haushälterin ihre liebe Not damit.
Der Jokie des Abends kommt heute mal von mir, beim Anstoßen rezitiere ich Rallas „votre sanitär“ und unser Pfarrer liegt brüllend vor Lachen unter dem Tisch. Ich mache ein dummes Gesicht dazu, was den Effekt eher verstärkt. Ach Ralla, das hättest Du miterleben sollen! Es war köstlich! Muss gelegentlich doch mal nachschauen, was „votre sanitär“ eigentlich bedeutet.

Im Baobab sitze ich noch gemütlich bei einem Pastiz auf dem Rondell und lese meine Bilder ein. Die Speicherkarte der EOS ist fast voll und ich überspiele alles und lösche dann beide Karten. Die Bilder sind echt klasse! Daraus lässt sich wieder gut was machen zurück in Deutschland. Gegen ein Uhr gehe ich in meine Hütte.

Kunst im Baobab-Hotel

 

 

Donnerstag, 5.5.2011

Gegen zwei Uhr in der Nacht wache ich auf weil es unerträglich heiß ist. Ich liege bis auf meine Boxershorts nackig vor dem Ventilator und der läuft auf höchster Stufe. Tagsüber waren heute die Lamellen der Fenster nicht geschlossen und es ist mindestens zehn Grad wärmer in meiner Hütte als draußen. Hilft nix, ich muss ein wenig die Tür aufmachen. Man, das tut gut! Ein frischer Luftzug weht mir um die Nase. Der Nachtwächter vom Hotel sitzt 30m weiter unter einem Baum.
Eigentlich will ich nicht gleich wieder einschlafen, aber es passiert doch. Um drei Uhr bin ich wieder hellwach. Der erste Griff geht nach meinem Netbook, das neben mir auf dem Bett stehen sollte. Neulich war es beim Aufwachen fast heruntergefallen. Das Netbook ist nicht da!
Scheiße! Brille, Taschenlampe, Schuhe! Erst mal die Tür zumachen und in Ruhe alles ansehen. Aber es hilft nichts, das Netbook, mein Rucksack, meine Ixus und das Notbeutelchen der Air France mit meinen Malaria-Tabletten sind weg! Hab ich das Zeug vielleicht vorne am Rondell stehen gelassen? Ich ziehe mich an und laufe vor – nix! Der Nachtwächter ist wach und fuchtelt mit seiner Taschenlampe. Ich checke nochmal das Zimmer, das Zeug ist weg! Dann wecke ich Dieter in der Hütte neben mir. Gemeinsam durchsuchen wir nochmal die Hütte und gehen dann vor zur Rezeption. Ein paar Europäer wollen wohl in den Pendjari-Park und sind beim Auschecken. Der Hotelbesitzer und ein Angestellter sind auch da.

Dieter erklärt die Sache und die Hütte wird wieder besichtigt. Der Hotelbesitzer blickt über die Mauer hinter der Hütte und schickt jemanden dahinter. Meine blaue Mappe mit allen Unterlagen von den Brunnen und dem Bericht zum Grundwasserdamm liegt da verstreut auf dem Boden. Dazwischen: Meine Malaria-Tabletten. Fürsorgliche Diebe, die Tabletten waren nicht in der Mappe, die haben sie nur dazugelegt. Aber der PC und vor allem die Bilder – das macht mich ganz krank. Das kann doch nicht alles weg sein!?

Der Hotelbesitzer schickt Leute auf Moppeds los, die die Gegend um das Hotel herum absuchen sollen.
Wir gehen wieder ins Bett aber mit Schlaf wird es in dieser Nacht bei mir nichts mehr. Alle 5 Minuten fällt mir etwas Neues ein, was eigentlich im Rucksack hätte sein sollen. Zum Glück sind Reisepass und Ticket im großen Koffer, auch die Ladegeräte für PC und Ixus habe ich noch. Ich durchkrame dreimal meine Reisetasche und den großen Trolley, bis ich ein ungefähres Bild habe. Die Sim-Karte für mein deutsches Handy ist noch da, dafür fehlt definitiv mein schönes Schweizer Messer, daß mir mein Lieblingsweib auf unserer Hochzeitsreise geschenkt hat.

Im Morgengrauen ziehe ich mich an und wandere selbst um das Hotel herum. Man kann von außen nicht sehen, ob in meiner Hütte die Tür offen ist. Das sieht man nur vom Hotelgelände. Ich sehe derweil überall orange Rücksäcke und laufe zu jedem Gehöft in der Nähe und schaue mich um. Es gibt etliche unfertige Häuser, in denen teilweise schon mehrjährige Pflanzen wachsen. Ich klappere sie alle ab und schaue, ob irgendwo etwas Bekanntes zu finden ist aber vergeblich. Später kommt die Gendarmerie. Ein schneidiger fünf-Sterne General und sein Adjutant. Die Wächter des Hotels werden gleich eingesackt und mitgenommen zum Verhör. Die Gendarmen besichtigen alles und gehen dann wieder. Wir sollen um 9:00 in ihre Dienststelle kommen um die Anzeige aufzugeben. Ich würde gerne zu dem Internet-Café gehen, wo ich einige Tage vorher mal war. Dort hatte mir ein Mitarbeiter ein Smartphone mit holländischer Oberfläche vorgelegt mit der Bitte, die Sprache auf Französisch umzustellen. Ich stelle mir jetzt so richtig vor, wie drei Kerls um mein Netbook sitzen und über die deutsche Oberfläche fluchen.

Nach dem Frühstück zur Gendarmerie, danach zum Schneider um ein afrikanisches Gewand anzupassen. André schaut bei seinem Bruder im Krankenhaus vorbei und wir warten auf ihn bei der Fat Lady und ihrem Beninoise. Dann geht es gleich nach Nagasséga.
Meine EOS ist zwar noch da, aber ich will sie nicht mehr benutzen. Ihre CF-Karte war proppevoll mit Bildern und ich hatte sie gestern abend gelöscht. Die Hoffnung, wenigstens diese Bilder zurückholen zu können ist groß. Aber diese Chance wäre vertan, wenn ich auf die Karte neue Bilder aufnähme. Also bin ich ganz ohne Knipse derzeit. André hat auch eine kleine Kamera dabei, aber die muss erst geladen werden. So ziehe ich mit Dieters EOS 1000 los, mache Bilder von den Bohrlöchern im nördlichen Wasserlauf. Das ist ein weiter Weg dorthin und mitten in der Pampa, aber ich habe sofort ein paar Kiddies an der Backe, die mir hinterherstiebeln. Auf dem Rückweg bringe ich ihnen ein Lied bei, „It´s a long way to Nagasséga“, aber sie singen nur sehr zögerlich mit.

Bohrloch im Wasserlauf

 

Bohrloch in der Böschung

 

Ansprache des Bohrgutes

 

Treue Begleiter in der Savanne

 

Meine Brunnentruppe wartet schon am Palaverbaum, die Mädels sind heute schon dreiviertel rumgerutscht, es muss also schon Nachmittag sein. Wir ziehen mit Eimer, Kabellichtlot, Meßgerät und (!) 22er Ringschlüssel los zum Stinkebrunnen. Auch das Fußpedal für die Pumpe hat jemand dabei. Und so heißt es: Pumpen! Die ersten Meßergebnisse will ich nicht glauben. Der pH liegt bei 9,6! Das Wasser ist deutlich basisch! Der Leitwert ist mit 5000µS auch mächtig hoch, 10% davon wäre ein gutes Ergebnis. Nach mehreren Minuten sinkt der pH auf 7,35 um sich im weiteren Verlauf oberhalb von 8 einzupendeln. Das muss ich mit André, unserem Chemie-Ingenieur besprechen. Nach einer knappen Stunde ist das Wasser wieder klar und riecht auch nicht mehr so stark wie gestern. Aber es sind Luftblasen drin, wenn die nicht durch das Prinzip der Pumpe eingebracht werden, könnte der Brunnen schon an seiner Leistungsfähigkeit angekommen sein.

Klarpumpen

 

Alle passen auf

 

Wasser ist wieder klar!

 

Dieter hat seine PV-Module fest montiert und alle Kabel verlegt. Es sieht zwar wild-romantisch aus aber das passt so ganz gut zu diesem Land, in dem selbst Starkstromkabel freifliegend von Stecken gehalten über die Straße geführt werden. Sogar ein Lichtschalter hat sich auftreiben lassen und das „wie dübele ich den Scheiß ohne Bohrmaschine jetzt bloß fest“-Problem hat sich mit ein paar Stahlnägeln auch erledigt. Der Lehrerschrank hat etwas gelitten und die Tür klemmt jetzt, aber das wird auch zu verkraften sein. Das Licht ist schön hell und der Raum zukünftig auch abends nutzbar. Das allein zählt.

Abends sind wir mit dem Landrat in Materi verabredet. Der Landschrat ist ein Vollblutpolitiker, der nur diejenigen Leute wahrnimmt, die ihm nützlich sein können. Dieter und ich passen offensichtlich nicht in sein Beute-Schema. André dagegen wird hofiert. Wir haben keine Lust, wieder einen ganzen Abend lächelnd dazusitzen, wenn die alten Jugendgeschichten in der lokalen Berba-Sprache aufgewärmt werden und bestehen auf einem Besuch des Marktes.

Markt von Materi

 

Der Einkauf wird verstaut

 

Ich schaue bevorzugt nach orangen Rücksäcken, aber hier gibt es nichts, was auch nur Ähnlichkeit damit aufweist. Dann geht es zum Essen bei einer Angestellten des Landrates, die nebenher ein Restaurant betreibt. Auch Materi ist nur durch eine Schotterpiste zu erreichen und wir sind froh wieder im Baobab einzutreffen.

Da sitze ich nun abends auf dem Rondell im Baobab, ohne PC, ohne Bilder zum Einlesen und kämpfe mit mir, um meine Motivation für diesen Einsatz aufrechtzuhalten. Auf einen Pastiz hatte ich heute auch keine Lust.

 

Freitag, 6.5.2011

Heute checken wir im Baobab aus. Ich sortiere das ganze Material, die LED-Lampen, die Mignon-Akkus, die Ladegeräte.

Material aussortieren

 

Der Eifrigste in Dieters PV-Team war gestern gefragt worden, ob er sich vorstellen könnte mit einem Microcredit ein Elektrik-Gewerbe zu beginnen. Als er den Teilewert von 200 Euro hörte, kam er ins Grübeln und wollte erst darüber schlafen. 200 Euro sind der Lohn für 100 Arbeitstage, also fast ein halbes Jahresgehalt. Der Wert des Angebotes setzt sich zusammen aus dem dritten 40Wp Solarpanel, dem Regler, der 75Ah Ah Autobatterie, 2 x 12V Akku-Ladegeräte, 12 LED-Solarlampen und den dazugehörigen Mignon NiMh-Akkus. Daneben noch zwei 12V Lötkolben, Werkzeug und Bastelmaterial in Massen, das Dieter und ich zusammengesucht hatten.
Wir haben auch noch ein dreizehntes LED Modul dabei, auf das ist jedoch unser Fahrer scharf und wir haben es schon mehr oder weniger zugesagt.
Wenn William heute zustimmt, wollen wir in einem Jahr das Geld von ihm sehen und es an jemand anderen zum Start eines neuen Gewerbes weitergeben. Keine leichte Aufgabe für ihn!

Williams Lampenladen

 

In Nagasséga treffen wir uns bei William. Er ist einverstanden und hat sich schon viele Gedanken gemacht. Wir übergeben ihm das ganze Material und André verwirrt ihn noch ein wenig mit betriebswirtschaftlichen Hinweisen 😉

Jetzt soll noch das Gelände für das Dorfgemeinschaftshaus abgesteckt werden. Der Besuch beim Landrat gestern galt auch der Vertragsgenehmigung für die Überschreibung des Grundstückes an den lokalen Verein UDN. Wir messen in 25m Entfernung der Straße eine rechtwinklige Fläche von 30 x 60 m ab und markieren sie mit Pflöcken. Ich nehme anschließend jeden Pflock mit seinen Koordinaten in meinem GPS-Gerät auf.

Gelände abstecken

 

GPS-Daten erfassen

 

André hatte mehrfach erzählt, wie er als Junge mit seinem Jagdstock auf Hasenjagd war. So ein Teil wollte ich unbedingt erstehen und hatte deshalb zwei selbstgebaute Boomerangs zum Tauschen dabei.
Nachdem André mein Anliegen übersetzt hatte, liegt sofort ein Jagdholz in meiner Hand und ich ziehe mit 30 Kiddies zu einer freien Stelle, um den Boomerang fliegen zu lassen. Wahnsinn, die Kiddies sind fast ausgerastet. Der ganz einfache V-förmige Rang fliegt eine schöne Acht und ist 30 Sekunden in der Luft. Leider ist zu viel Wind und so kommt er immer weit hinter uns zum Landen. Aber es sind schon 10 Kiddies vor Ort um ihn zu holen. Dann geht es ans Selbstprobieren. Bis auf einen haben sie das Werfen ganz schnell raus und der Rang ist ständig in der Luft. Sowas macht mir viel Spaß und den haben die Kiddies auch! Zurück beim Palaverbaum liegen gleich noch zwei Wurfhölzer vor mir und so hole ich noch meinen lilagelben Dreiflügler. Die Veranstaltung wiederholt sich. Der lilagelbe fliegt noch exakter und bei mäßigem Wind ist er gut zu fangen. Eines der Wurfhölzer gehört Pascal und ich male ihm die Profile der Flügel auf. Vielleicht macht er was draus und es gibt in Nagasséga demnächst original afrikanische Boomerangs zu kaufen. Bin sehr gespannt!

Heute ist unser letzter Tag in Nagasséga und wir verabschieden uns von den Leuten im Dorf.
Die Ergebnisse dieser Woche:

  • André hat seine ganze Familie besucht, dem Bruder geht es wieder etwas besser
  • Die Patenkinder von Dassari-Benefiz sind fast alle vorbeigekommen und haben ihrem Papa Tagali berichtet wie es ihnen ergeht, wie sie in der Schule vorankommen und was sie als Nächstes vorhaben.
  • Es gibt Licht und eine PV-Anlage in der Schule
  • Das Loch für die Zisterne ist ausgehoben, der Vertrag für den Bau der Zisterne mit M. Kohu ist unterschrieben
  • Das Dorfgemeinschaftshaus ist akzeptiert und soll in einem Jahr stehen
    Es gibt viele Ideen, das DGH mit Kleingewerbe anzureichern. Schneiderei, Elektro-Kiosk und vielleicht ein Kino mit Mehrzwecksaal. Dazu braucht es eine stabile Stromversorgung über PV-Inselsysteme. Das wäre ein gutes IngoG-Projekt.
  • Das erste Kleingewerbe ist heute gegründet worden und die Jungs sprühen vor Ideen, was sich mit dem Strom alles machen lässt
  • Die Trinkwassersituation haben wir befriedigend vorgefunden. Wenn das Dorf genügend Kaufkraft aufbringen kann, besteht die Möglichkeit einer zentralen Wasserversorgung aus Dassari.
  • Ein weites Gebiet ist das Speichern von Wasser über das Jahr für die Landwirtschaft. Dafür gibt es neue Ideen. Immer wieder wurde uns empfohlen, uns hinter der Grenze in Togo und Burkina Faso umzusehen. Dort wird Wasser großflächig mit Stauseen aufgefangen und das Gemüse und viel Obst für Benin erzeugt. Die Klimaverhältnisse sind eher schlechter, je weiter man nach Norden geht.
  • Die Landwirtschaft selbst ist ein Schwachpunkt hier im Dorf, da sind sie nicht so erfolgreich. Es reifen Ideen, eine kleine Landwirtschaftsschule – vielleicht auch für Erwachsene – zu gründen.
    In diesem Zusammenhang wäre auch die Bienenhaltung zu starten.

 

Also sehr viel zu tun für die Zukunft. Mit der Kombination aus André als Sohn des Dorfes, den Vereinen „Dassari Benefiz e.V.“ und „Ingenieure ohne Grenzen e.V.“ als Träger, Durchführer und Mittelbeschaffer für weitere Projekte sollte hier noch Einiges zu bewegen sein!

 

Wir fahren nach Tanguieta, schauen beim Schneider vorbei. Dieters Hemd ist fertig, meinem Frack fehlen noch die Knöpfe. Wir kommen morgen abend wieder. Als André aus dem Krankenhaus kommt, fahren wir Richtung Norden zum Pendjari-Park. Wir übernachten im Camp Numi in Batia bei Alfred Schmutz. Alfred ist ein ehemaliger Baywa-Landmaschinenmeister und kommt aus dem Unterfränkischen bei Königshofen im Grabfeld.

Alfred Schmutz

 

Er ist irgendwann mal in Afrika hängengeblieben und vermietet ein paar Zimmer als Startpunkt zum Pendjari. Ansonsten verbringt er seine Zeit mit Autoreparaturen und fährt sich mit seinem Nissan gerne in irgendwelchen Sandlöchern fest. Sein größter Wunsch ist ein eigener Traktor und eine vernünftige Motorwinde für seinen Nissan Patrol.
Alfred hat auch eine eigene Wasserversorgung direkt aus dem Berg. Damit macht er uns abends einen Salat. Warum ich jetzt und hier Salat esse, kann ich auch nicht sagen, das habe ich in Benin bisher erfolgreich vermieden. Aber man wird davon hören …

 

Samstag, 7.5.2011

Mit leichtem Bauchgrummeln beginnt für mich der neue Tag. Wir haben einen Guide gemietet, der uns durch den Pendjari-Park führen wird. Es geht um 6:30 zum Parkeingang. Der Park ist mit gut ausgebauten Laterit-Pisten erschlossen, die nach jeder Regenzeit ausgebessert werden müssen. Alfred hatte uns die wildesten Geschichte von Schlammlöchern und überfluteten Brücken erzählt und wir waren sehr gespannt! Im Pendjari gibt es die komplette afrikanische Tierwelt zu sehen, allerdings nicht in den Massen wie in den ostafrikanischen Parks. Wir bekommen Gazellen, Paviane, Warzenschweine, Wasserbüffel, Krokodile, Flußpferde, diverse Reiherarten, kunterbunte Vögel und einen badenden Elefantenbullen zu sehen. Die Löwen halten sich bedeckt. Es war wie ein Zoobesuch, aber mit dem guten Gefühl, daß die Tiere bestimmen, ob sie uns ansehen wollen.

Antilopen im Pendjari

 

Aussichtspunkt am See

 

Lateritpiste

 

Grenzfluß Burkina Faso

 

Hippos

 

Am Nachmittag sind wir wieder bei Alfred. Damién hat seinen freien Vormittag genossen und bringt uns wieder nach Tanguieta. Ich hole mein Gewand beim Schneider ab, es sitzt wie angegossen. Der Schneider ist schwerstbehindert, kann sich nur mühsam mit Krücken fortbewegen und war eines der ersten Patenkinder von Dassari Benefiz. Der Verein hat ihm damals die Ausbildung bezahlt und die Erstausstattung für seine Werkstatt besorgt. Inzwischen hat er sogar Angestellte und kommt ganz gut klar.
Wir fahren noch einmal bei der Gendarmerie vorbei, den Chef im Freizeitlook hätte ich niemals erkannt. Die fehlende Uniform ändert auch sofort den Charakter. Es sieht für mich so aus, als handele er nach Dienstschluss mit geschmuggelten Motorrädern, aber ganz sicher bin ich da natürlich nicht. Jedenfalls stellt er mir noch ein hochoffizielles Verlustdokument für welche Versicherung auch immer aus und verabschiedet uns freundlich.

Dann geht es zurück nach Natitingo. Wir erreichen im strömenden Regen das Tata Somba Hotel.

 

Sonntag und Montag, 8.5.2011 und 9.5.2011

In der Nacht schlägt der Salat oder was immer es war bei mir richtig zu mit Bauchkrämpfen und Dauerdurchfall. Ich komme nicht zum Schlafen. Den nächsten Tag und die Fahrt nach Cotonou überstehe ich mit einer Extra-Dosis Immodium. In Cotonou geht es wieder die ganze Nacht rund und am Montag früh bin ich richtig platt . Ich versuche im Air France-Büro den Flug von Mittwoch auf Montagabend vorzuverlegen aber die Air France lehnt das ab. Also gibt es wieder mal Immodium und ich rette mich über die Nacht.

Dienstag, 10.5.2011

Heute ist ein Besuch in Porto Novo angesagt. André hatte eine Einladung von einem Schulfreund zum Mittagessen und wir besichtigen eine große landwirtschaftliche Lehr- und Versuchsanstalt. Dort trinke ich den als ‚stopfend‘ deklarierten Baobab-Saft. Schmeckt ein wenig wie gedrückte Banane aber mit weiteren Aromen, nicht so schlecht. Bei Andrés Freund, einem Schuldirektor werden wir zum Essen im Wohnzimmer empfangen. Ich versuche mich zurückzuhalten, will aber die Gastgeber auch nicht vor den Kopf stoßen. Nachts habe ich wieder schwer zu tun.

Andrés Schulfreund und Frau

 

Parallel dazu stehen die Patenkinder Spalier im Gästehaus der GIZ. André spricht mit allen, hört sich Erfolge und Sorgen an und Dieter macht dann aktuelle Fotos.

Papa Tagali und Patenkinder

 

Zwischendurch kommt Louis XIV, Andrés Neffe, der bei der Unicef arbeitet. Er versucht mir etwas zu erzählen, aber ich verstehe kein Wort. Er probiert es noch einmal, ich verstehe nix. Frust pur! Louis ist ein netter Kerl, aber ich habe keinen blassen Schimmer, was er mir sagen will.

André und Louis XIV

 

Mittwoch 11.5.2011

Die Nacht war wieder schlimm. Zum Glück geht es heute heim nach Deutschland. Ich lade nochmal Immodium und langsam kann ich mich entspannen. Wir schauen noch nach Handpumpen für die Zisterne, aber es ist nicht Preiswertes zu bekommen. Vielleicht reichen hier doch Schwengelpumpen für ein paar Euro aus Deutschland, einfach zu reparieren sind die Dinger sicherlich. Und wenn wir noch mehrere Zisternen bauen wollen, könnten wir eigentlich gleich 10 Pumpen per Seefracht herbringen.

Am Nachmittag wird Damién mit allen Ehren entlassen, er bekommt noch das 13te LED Modul und eine finanzielle Anerkennung. Ich denke, es war auch für ihn eine gute Zeit. Dann geht es ans Kofferpacken. Das übrige 4kg Wessoclean-Paket wird bei Louis eingelagert, den Brunnenbohrer packen wir ein. Neben einem Straußenei von der Farm habe ich drei originale Jagdhölzer dabei, mehrere Baobab-Früchte und die Wasserproben der Brunnen in Nagasséga. André kauft noch haufenweise leckere Ananas und wir füllen unser Gepäck damit auf bis zum Höchstgewicht.

Als es dunkel wird, kommt ein Taxi und wir fahren zum Airport. Um 22:00, eine Stunde vor Abflug, sitzen wir im Flieger. Ich bin längst eingeschlafen als wir starten und wache erst auf, als das Essen serviert wird. Aber heute will ich nichts riskieren und begnüge mich mit Coca Cola. Donnerstag früh um 6:00 sind wir in Paris und checken gleich nach Nürnberg ein. Der Pariser Flughafen Charles de Gaulle beinhaltet bei Weiterflügen regelmäßig eine Busfahrt zum Abflug-Terminal. Dann wieder der komplette Security Check mit allem Drum und Dran.

Um halb acht sitzen wir in der Maschine nach Nürnberg und landen im strömenden Regen.
Um Zehn Uhr liefern mich Petra und Dieter zuhause ab, uff!

Landung in Nürnberg

Heute gehe ich nicht mehr vor die Tür!

 

Brunnen regenerieren in Pakistan

Nur noch Luft kam aus diesem Brunnen
Und keiner hat es so richtig merken wollen
Der Brunnenwächter wollte seinen Job nicht verlieren
Der Chef wollte keinen Ärger
Also lief diese 100kW Luftpumpe monatelang
Wenn nicht gerade wieder der Strom ausgefallen war

Wir wollten ihn wieder zum Laufen bringen
Auf bewährte Art Verkrustungen beseitigen
Die Filter wieder durchgängig machen
Erst musste die alte Pumpe raus
Die sowieso an falscher Stelle hing
Dann ging es los mit den Vorbereitungen

Unsere Pumpe wurde versenkt
Viele fleißige Hände waren dabei
Nichts ist einfach hier weil das richtige Werkzeug fehlt
Vieles wird improvisiert und funktioniert dann irgendwie
Mit Nichts oder ganz Wenig Vieles erreichen
Pakistaner sind Improvisationskünstler

Alles war endlich parat und bereit
Die Regeneration konnte gestartet werden
Es war schon mitten in der Nacht
Manches dauert hier eben länger
Mittendrin zwei Stunden Stromausfall
Um vier Uhr früh waren wir fertig

Zwölf Stunden später war der Dreck aufgelöst
Und wurde jetzt ausgespült – direkt in den Gulli
Unter kritischen Blicken der Anwohner
Was machen denn da die komischen Deutschen?
So schmutzig war unser Wasser noch nie
Und das sollen wir nachher trinken?

Dann kam der große Moment
Der Showtermin für die Nachbarn
Die große Pumpe war wieder drin
Mit einem Riesenrohr zum Hof
Banges Warten nach dem Start
Dann schoß es raus: Wasser marsch!

Wir haben fleissig die Werte überwacht
Das Wasser war wieder sauber und klar
Der Hof war zum See geworden
Die Kinder fanden das ganz prima
Es war eine große Lacherei
Nasse Schlammklamotten gab es kostenlos

Als der Brunnen wieder ans Netz ging
kamen glückliche Nachbarn gelaufen
Endlich wieder Druck auf der Leitung
Auch noch in der obersten Etage
Glückliche Gesichter machen Lust auf mehr
Und sie haben hier noch viele tote Brunnen

Bei den Scheichs

Lange drauf gewartet
Aber mit Warten muss man hier leben
Geduld ist die erste Eigenschaft
Die man hier braucht
Um gut und wohlgelaunt
Durch den Tag zu kommen

Am letzten Samstag ging es los
Von Nürnberg nach Istanbul
Kam mir vor wie aus der Provinz
In die große Welt
Obwohl ich bisher nur
Den Flughafen von Istanbul kenne

Einige Stunden später
Es gab was zu essen
Eine Steckdose und WLan
Was will man mehr
Einige Stunden später
Dann weiter nach Al Madinah

Dort war alles sehr spartanisch
Ein Flughafen für Pilger
Mit extra-Schaltern für Frauen
Man wird fotografiert
Fingerabdrücke erfasst
Kritisch begutachtet

Am Ausgang dann
Ein wartender Mann
Der sehr nach Techniker aussieht
Mich aber nicht kennt
Jetzt sind wir Freunde
Es ist Engineer Osama

Ein Elektrotechniker aus Ägypten
Schwärmt von seiner Heimat Alexandria
Und ist seit 10 Jahren in Saudi Arabien
Sozusagen als Gastarbeiter beschäftigt
Leider ist die Kommunikation eher schwierig
Sein Englisch ist wenig besser als mein Arabisch

Die nächsten Tage in der Wüste
Verbringen wir bei den Brunnen
Die zu reinigen wir hier sind
Eng. Osama und sein Team
Betreibt, wartet und pflegt deren 120
Nicht romantisch aber effektiv

Ein Brunnen ist hier von Weitem
Zu sehen und zu hören
Zu sehen an den Rauchschwaden
Zu hören durch den Dieselmotor
Der eine ewig lange Stange
Mit der Pumpe 200m tief antreibt

Das Wasser ist fossil und damit endlich
Sie strecken es mit entsalztem Wasser
Aus dem roten Meer
Denn es ist sehr kostbar
in einem Land ohne Regen
Mit stark wachsender Bevölkerung

tbc

 

 

 

 

 

 

Der 16 köpfige Hydro

Durch Matsch und Schlamm
Und muntere Bäche
Mit Pumpen und Generatoren
Flügeln und Eimern
Hämmern und Monstermassstäben

Das ist mein Hydro-Geologisches
Praktikum in Eschwege
Wir wohnen an der blauen Kuppe
Und beglücken das umliegende Werratal
Mit Gummi- und anderen Stiefeln

Ein ganzer Stall voll Berlinern und Potsdammer
Studenten von der jeweiligen FU/TU
Mit 2 Profs und 3 Betreuern
Mit Franky (ein Labrador)
Und Rudi (ein himmelblauer uralter Mercedes-Bus)

Von Acht (Morgens) bis Neun (Abends) gibts Neues
Zweimal was zu Futtern
Und ein Bett das beim Umdrehen soviel stöhnt
Als hätte ich grad mit meinem Lieblingsweib
Viel Spaß

Jetzt lass ich mal ein paar Bilder sprechen:

Mittagspause

Franky

Ortsbegehung Werratal

Messen und Protokollieren

Zurück

Nachdem ich am Flughafen die Befragungen
Der israelischen Sicherheitsleute überstanden habe
Was war der Grund Ihres Besuches?
Ist das Ihr ganzes Gepäck?
Hat Ihnen jemand etwas mitgegeben?
Ist jetzt mein Computer geprüft sprengstofffrei

Letztlich war die Kontrolle hier im Airport
Weniger intensiv als meine Begegnung
Mit der Polizei vor dem Präsidentenpalast
Das Beladen des Airbus mit Gepäck und Kamel
Konnte ich prima vom Bordingschalter beobachten
Hatte glatt vergessen die Luft abzulassen

Aber ein fitter Israeli hatte es bemerkt
Und vor dem Einladen ins Flugzeug noch erledigt
Die Reifen wären beide geplatzt unterwegs
War urig – das von oben zu beobachten
Dann kam mein Name über den Lautsprecher
Ich solle mich am Schalter melden

Erster Gedanke: Jetzt kriege ich meinen Anschiß
Aber es waren nur Sekunden gewesen zwischen
Luftablassen und der Lautsprecheransage
So schnell sind nicht mal die Israelis
So hole ich mir eine sehr gute Nachricht ab
Wegen Overbooking Upgrade zur Business Class

Der Flieger war total voll und ich hatte jetzt
Einen breiten und bequemen Sessel
Mit jeder Menge Platz in alle Richtungen
Und tollem Service – Decken – Getränke – Sandwiches
Ich war nur so müde von der durchzechten Nacht
Noch vor dem Start habe ich friedlich geschlafen

Zwei Stunden später war ich wach über Istanbul
Neben mir eine sympathische junge Frau
Die mir schon in der Abfertigung aufgefallen war
Sie kam aus Brandenburg – hatte schon Jahre
In Texas und Japan verbracht und wohnte jetzt
als konvertierte Jüdin in Jerusalem

Ein sehr beeindruckender Lebenslauf
Mit viel Stoff zum Erzählen und Berichten
Ein Mensch bei dem es sich lohnt
Ihn näher kennenzulernen
Das war für mich das Beste an dieser Reise
Die vielen besonderen Menschen unterwegs

In München waren Ped und Gepäck unversehrt
Zehn Minuten Luftpumpen inklusive
Der Weg Richtung Freising hatte auch
Eine Tankstelle mit Luftdruckgerät zu bieten
Und so fuhr mein Pedersen wieder wunderbar
Am Bahnhof noch die Fahrradkarte und los gings

Erst mit dem Alex nach Regensburg
Alex ist eine Regionalbahn der britischen Aviva
Modernes Gerät und besserer Service als bei der DB
Habe aber gelesen – eine Übernahme steht bevor
Dann mit der Regionalbahn auf Rundfahrt
Durch die Oberpfalz nach Nürnberg und Erlangen

In Erlangen steht in leuchtend orange
Mein Lieblingsweib am Gleis und lacht
Was habe ich mich nach Ihr gesehnt!
Sie endlich wieder im Arm zu halten
Ist der allerbeste Abschluß dieser Reise
Besser geht nicht!

Es gibt zuhause mein Leibgericht
leckeren Nudelauflauf – einen frischen Salat
Als Nachtisch Erdbeeren und Pannacotta
Und einen guten Rotwein zum Anstoßen
Wenn ich doch nur nicht so müde wäre
Es könnte ein ganz großartiger Abend werden

Für einen Rückblick ist es noch zu früh
Auch nach dem Ausschlafen am Tag danach
Überlagern die jüngsten Erlebnisse die früheren
Doch diese Reise war so sehr nach meinem Geschmack
Wäre ich nicht gerade erst wiedergekommen
Müsste ich jetzt sofort dazu aufbrechen

Jerusalem – Tel Aviv

Nachdem ich heute um 9:00
Meine ‚Klosterzelle‘ räumen musste
mache ich mich auch sofort auf den Weg
Ich möchte den Nachmittag und Abend
Noch ganz gemütlich am Strand verbringen
In Jerusalem hab ich das Meiste gesehen

Über die Autobahn sind es 59 km nach Tel Aviv
Die fahrradtaugliche Strecke ist 75 km lang
Der erste Teil geht übel auf und ab mit viel Verkehr
Nach der Hälfte dann kurze Rast im Rabin-Park
Benannt nach dem von Extremisten ermordeten Premier
Schönes Wäldchen mit Kiefern und Wanderstrecken

Dann geht es auf Nebenstraßen ganz idyllisch voran
Über mir machen ein paar F16 viel Lärm
An Weinfeldern vorbei – Weinberge gibt es nicht
Wir pflanzen den Wein ja nur wegen mehr Sonne am Hang
Die ist hierüberall reichlich vorhanden
Wenns wieder heftig staubt ist es ein Mähdrescher

Auf den letzten Kilometern kommt richtig Gegenwind auf
Wenn der heute Nacht auch noch weht
Kann ich zum Airport ‚fliegen‘
Um drei Uhr sitze ich am Strand
Und freue mich über den Seegang heute
Der Wind hat was und Wolken gibt es auch

Ich klebe und stinke aber ohne Hostel gibts keine Dusche
Erst mal bestelle ich mir ein nettes Vanilleeis
Und skype mit Benny
Petra ist nicht online und so reite ich ein wenig
mit dem Kamel durch die Stadt
Die Märkte werden gerade abgebaut

Im Dizengoff-Center will ich mir diese tolle
Karte von Nordisrael noch mal holen
Die mich die ganze Zeit begleitet hat
Blöderweise habe ich sie in Jerusalem verloren
Mit dem Verkäufer suche ich alle Fächer durch
Er hat sie nicht noch mal – schade!

Dann radle ich wieder runter zum Strand
Was Essen und mit Petra skypen
Essen gibt es aber das Netz geht nicht
Alle WLANs rundrum können zwar verbinden
Aber haben keinen Connect zum Netz
Dafür sitzen drei Katzen bettelnd neben mir

Hinter mir dröhnt so ein Proleten-Berliner
Seine dämlichen Weisheiten durch die Gegend
Ich spreche jetzt keine Wort Deutsch
Nacher probiere ich die Lans der großen Hotels
Überall dasselbe – kein Netaccess
Aber mein kleines Eiscafé – da funzt es

Und so hocke ich hier schon beim zweiten Bier
Warte geduldig ob sie mich wohl bald rauswerfen
Ich entdecke irgendwo eine Steckdose
Und kann so meinen PC wieder aufladen
Zum Flughafen starte ich um halb zwei
bin mit Rückenwind auch schnell dort

Hier heißt es warten denn checkin geht erst ab 6:00
Hab mich draussen in der Pampas etwas frisch gemacht
und deutschlandgerechte warme Sachen angezogen
Mein Flug soll um 9:00 planmässig abgehen
Sollte so am Nachmittag irgendwann zuhause ankommen
Je nachdem wie die Zugverbindung aussieht

Antonia und Felsendom

Beim Frühstück hat mich eine nette Holländerin
Gefragt ob ich das historische Sisternensystem
Unter dem Hostel schon kenne
Also gehe ich es mir gleich ansehen
Ich liebe es in feuchten Kellern herumzuschnüffeln
Aber dieser Keller übertrifft doch alle Erwartungen

Das dieses Hostel viele hundert Jahre alt
Und widerum auf den Gemäuern anderer
Und noch viel älterer Gebäude errichtet wurde
Ist in diesem Teil der Stadt zu erwarten
Das die Grundfesten aber zur Burg Antonia
Dem Sitz von Pilatus gehörten ist schon toll

Pilatus‘ „Ecce Homo!“ wird von Luther mit
„Sehet, welch ein Mensch!“ übersetzt
Damit übergibt er letztlich den gefolterten Jesus
Den Soldaten und der Kreuzweg beginnt
Ob Pilatus da unten auch seinen Weinkeller hatte?
Ich gehe gleich noch mal schauen 😉

Es gibt einen schön gemachten Rundgang durch
Eine archäologische Ausstellung mit Bildern
Und Schautafeln und römischen Fundsachen
Das Ganze ziemlich feucht und glitschig
Das Wasser findet immer noch seinen Weg durch
den gewachsenen Felsen in die alte Sisterne

Heute ist der Zugang zum Tempelberg wieder offen
Eine hölzerne Gangway führt ca 200 m lang hinauf
Es gibt einen eigenen gesicherten Zugang
Mit Röntgen und Sicherheitsschleuse
Und dann hat man erstmal einen sehr netten
Ausblick von oben auf die Klagemauer

Der Gang führt weiter direkt vor den Felsendom
Wouw! Das hatte ich nicht erwartet!
Nur Muslims dürfen die heilie Stätte betreten
Alle anderen aber außen alles ansehen
Einige malerisch gekleidete Araber machen gegen
Bakschisch das exotische Fotomodell mit Muttern

Ich suche mir wieder eine deutsche Gruppe
Mit einem freundlichen jüdischen Guide
(‚Führer‘ wäre hier wohl nicht angemessen …)
Die Baumeister hatten vorher die Grabeskirche gebaut
Die Kuppeln sind auf den Zentimeter genau gleich groß
Die architektonische Wirkung ist aber völlig verschieden

Während die Moschee mit ihrem exponierten Platz
Und dem bläulich-weiß gefließten Unterbau
Als unbestrittene Herrin der Altstadt auftritt
Ist die Grabeskirche völlig eingebaut und wirkt
Irgendwie zusammengestupfelt und häßlich
Das Gold der Kuppel beim Felsendom tut das Seine dazu

Imposant und sehr exotisch und schon 1300 Jahre alt
Verschiedene Riten und Fußwaschungen werden
Auch außerhalb der Moschee praktiziert
Zurück gehe ich durch einen der ‚verbotenen‘ Gänge
Hier wurde ich in der anderen Richtung bisher
von den Wächtern gestoppt und weiß jetzt auch warum

Es ist wieder mächtig heiß heute
Darum suche ich mir ein schattiges Plätzchen
Ecke Via Dolorosa bei der V. Station
Simon hilft ab hier Jesu Kreuz zu tragen
Die Geschichte kann man hier mit etwas Geduld
in allen Sprachen hören – von suaheli bis chinesisch

Plötzlich wird es laut!
Ein Streit unter palestinensischen Händlern
Dessen Ursache ich nicht verstehe
Führt zu einer Riesenschreierei und Gefuchtel
Die Polizei ist gleich mit 5 Leuten vor Ort
Hört sich alles an – greift aber nicht ein

Dann werden zwei Grüppchen bewaffneter
Soldaten postiert und das Ganze zerläuft sich
Der Oberschreihals und zwei andere Händler
Schließen krachend ihre Läden und verschwinden
Man hat öfters das Gefühl dass es unter der
Geschäftigen Oberfläche hier ziemlich heftig brodelt

Im Hostel erwischt mich dann eine Italienerin
Sie textet mich zwei Stunden lang zu mit wirrem Zeug
Gestern abend hat sie sich auf der Dachterasse
Schon heulend auf den Boden geschmissen
Mit irgendwem hatte sie da ihren Stress
Aber heute ist mein Gleichmut unerschöpflich

Nachher um 7 pm werde ich erst- und letztmalig
Im Hostel am Dinner teilnehmen
Die netten Holländer gestern hatten davon geschwärmt
Wir hatten uns über die vielen Dutchmen hier unterhalten
Und ein „Lieber hier als mit Wohnwagen auf der A3“
War Auftakt zur fröhlichen Rotweinlacherei

Mein letzter voller Tag in Israel bricht morgen an
Ich will mich nachmittags auf mein Kamel schwingen
Und gemütlich hinunter nach Tel Aviv radeln
Vielleicht verbringe ich die Nacht gleich am Flughafen
Die Mail vom Wetterochs gestern ist eine Empfehlung
Für die lange Hose und Pulli im Handgepäck

Eiszeit – ich komme!

Stadtmauer und relaxen

Heute lasse ich es ruhig angehen
Schlafe bis zum natürlichen Erwachen
Lasse das sowieso sehr karge Frühstück ausfallen
Und schlendere zum Jaffa-Tor
Dort geht es hinauf zur Stadtmauer
Leider ist sie unterbrochen durch den Felsendom

Der Südteil bietet gute Aussichten und weites Land
Im Norden ist auch viel Dreck zu sehen
Die Mauer an sich ist genial
Wurde in dieser Form um fünfzehnhundertnochwas angelegt
Bin fast 3 Stunden unterwegs
Den Abschluß bildet ein nettes Restaurant am Jaffa-Tor

Auch den Skull-hill am Gartengrab
Kann man von der Mauer gut sehen
Golgatha soll Schädelstätte bedeuten
Und laut NT außerhalb der Mauern liegen
Wieso dann die Grabeskirche innerhalb ist
Habe ich noch nicht verstanden

In der Grabeskirche war ich heute auch
Mit ein wenig Geduld findet man eine
Deutsche Reisegruppe und bekommt
Eine kostenlose Führung
Ein wenig parasitär ist das schon
Passt zu meinem abgerissenen Outfit

Hab schon ein paarmal irgendwelchen Deutschen
Angeboten den Weg zu zeigen oder sie
Gemeinsam zu fotografieren
Pures Misstrauen schlägt mir da entgegen
Als ob ich mir meine Tageskasse hier
Mit kleinen Betrügereien aufbessen würde

Ich werde mir auch einen Regenschirm zulegen
Wenn man den hochhält
Laufen gleich 100 Mann hinterher
Dann führe ich sie in verwunschene Gassen
Und mach mich heimlich aus dem Staub
Garstig grinsend trinke ich meinen Rotwein

Unten klingelt ständig ein Handy
Hab ich bis gestern gedacht
Aber es ist der nette Graupapagei
Der das täuschend echt hinbekommt
Ist der erste Graue
Der sich von mir füttern lässt

Nachmittags gehe ich wieder in der Neustadt
Der Sabbat klingt aus mit Sonnenuntergang
Und die Israelis erwachen wieder zum wilden Leben
Einige Chickenwings und ein Heinicken
Tragen zum Wohlbefinden bei
Eine nette Katze sitzt neben mir und bettelt

Die Abende auf der Dachterasse sind das Höchste hier
Man findet immer nette Leute zum Quatschen
Kann nebenbei mit dem Lieblingsweib skypen
Und mein Rotweinvorrat hält noch eine Weile durch
Die Chance auf dieser Tour zum Alkoholiker zu werden
Habe ich bedacht und entschieden verworfen

Jewish Quarter – Mea Shearim

Der Tag heute beginnt mit einem Abschied
Die beiden Urchristen fahren weiter nach Tiberias
Dafür lerne ich eine australische Autorin kennen
Die für einen Roman über König David recherchiert
Ausserdem muss ich das Zimmer wechseln
Dafür darf ich noch bis Montag im Ecce Homo bleiben

Ich nutze den noch nicht so heißen Morgen
Für einen schönen Spaziergang in das Jüdische Viertel
Die Juden läuten heute abend ihren Sabbat ein
Und sind schon in aufgeräumter Stimmung
Die Araber haben heute ihren Feiertag
Und laufen in Festtagskleidung durch die Straßen

Es gibt viel zu fotografieren
Irre viele Leute in den Gassen und schöne Motive
Später schlendere ich noch mal zum Gartengrab
Das ist so ein schöner und schattiger Platz
Man kann auch einfach zum Freuen herkommen
Eine asiatische Christengruppe singt wunderschön

Etwas weiter beginnt Mea Shearim
Das ist in der Neustadt das Viertel der
Religiösen Juden – der Haredin
Ziemlich schräg hier alles
Die Männer in schwarzen Mänteln und
Hohen schwarzen Hüten beherrschen das Straßenbild

Sie wirken gehetzt und laufen im Stechschritt
Durch die Gegend – meistens mit Handy am Ohr
Manche lesen auch ein Büchlein dabei
Ihre Frauen sind fast immer schwanger
und haben eine Schar Kinder an der Hand
Die Jungs mit langen Schläfenzöpfen und allesamt seltsam

Nach einem ganz entspannten Mittagsschläfchen
treffe ich in einem Restaurant zwei Wikinger
Das sind Susann und Alex aus der deutschen Reisegruppe
mit der ich im Kibbuz Gonan zweimal diniert habe
Sie sind mit Wiking-Reisen unterwegs
Vorgestern bin ich ihnen schon in Yad Vachem begegnet

Susann kommt aus dem Münsterland
zumindest sieht sie so aus und spricht so
Tatsächlich wohnen die beiden bei München
Abends sitze ich mit ihnen auf ein Bier zusammen
Die Gruppe reist morgen schon ab – schade!
Es sind ausnehmend angenehme Leute

Ihr israelischer Reiseleiter Jonathan hat
Ein Jahr in Göttingen Deutsch gelernt
Und in Bovenden gewohnt
Ich falle fast vom Stuhl als ich das höre
Jetzt lasse ich diesen schönen Tag
Auf der Dachterasse ausklingen

Yad Vashem

Starker Toback heute
Bin ohne Frühstück in den Westen der Neustadt
Zu Yad Vashem – der Holocaust Gedenkstätte
Aufstieg und Schandtaten der Nazis
Das Dulden und Mitmachen der Deutschen
Die Untätigkeit der Aliierten

Yad Vashem ist eine Frage an die ganze Welt
Warum habt ihr das zugelassen?
Die Ghettos werden im Detail aufgearbeitet
Die Nazis hatten die Juden zu Nummern gemacht
Yad Vashem versucht wieder Namen zu nennen
Und die Menschen hinter diesen Namen vorzustellen

Ich bin hier nicht froh ein Deutscher zu sein
Es bleibt immer die bange Frage
Wie hätte ich mich verhalten in dieser Zeit
Mit HJ statt evangelischer Jugend
Und Gehorsam statt kritischem Hinterfragen
Die Antwort kann ich nicht geben

Die Leistung der Historiker hier ist enorm
Und es ist auch ganz wichtig
Jungen Menschen diese Vergangenheit
Nahezubringen und ihnen diese Brutalität zu zeigen
Auch den israelischen Soldaten
Damit sie fair mit den Arabern umgehen

Auf dem Rückweg gab es wieder einen
Bombenalarm mit Logenplatz
Ich hab mir einen Tisch im Straßenrestaurant
50 m vor dem ominösen Mülleimer gesucht
Der Sprengstoffspezi kam angebraust
Und hat seinen Kettenrobbi ausgefahren

Der ist zu dem Mülleimer gefahren
Hat einzeln alle Sachen herausgeholt
Der Bediener saß in seinem Van
Alles ging per Fernbedienung
Zum Schluß hat er Schutzkleidung angelegt
Und selbst einen Blick auf die Sache geworfen

Ein Stückchen vom Absperrband
Gehört zu meiner persönlichen Beutekunst
Mein Omletsandwich mit Käse und Bier
Hat diese Vorführung angenehm untermalt
Wenns wirklich mal kracht
Möchte ich nicht so gerne dabei sein

Den Abend verbringe ich auf der Dachterasse
Mit Chips und Computer und netten Leuten
Grundsatzdiskussionen zum Zöllibat
Zur Staatskirche und zur Evolution
Der Abend bestätigt meine Meinung
Jeder Mensch glaubt ein wenig was Anderes

Regierungsviertel und Bethlehem

Beim Frühstück habe ich ein nettes
Pärchen aus Freiburg kennengelernt
Sie sind gläubige Ur-Christen
Und so gab es viel Gesprächsstoff
Außerdem war ein australischer Priester am Tisch
Der auch schon mit ME unterwegs war

Dann mache ich mich in das neue Jerusalem auf
Das Gartengrab ist eine weitere mögliche Grabstätte Jesu
Das Gelände ist im Besitz der Lutheraner
Der Felsen daneben wird Skull genannt
Und Golgatha heißt ja ‚Schädelstätte‘
Wie nicht anders zu erwarten: Das Grab war leer

In der Neustadt wird gerade eine Straßenbahn gebaut
Deshalb gibt es viele Baustellen
Die Jaffa Road wird sicher mal eine schöne Einkaufsstraße
Die Ben Yehuda ist eine nette Fußgängerzone mit
Cafés – kleine Läden und viel Platz zum Sitzen
Ben Yehuda war der Begründer der modernen hebräischen Sprache

Eine Deutsche Kolonie gibt es hier auch
Ganz in der Nähe ist der Präsidentenpalast
Drei Fotos habe ich gemacht
Da steht Polizei und IDF neben mir
Wollen Papiere sehen und nebenbei
Jedes Detail meiner Reise erfahren

Nach 20 Minuten Interview und nach
Einsicht aller Bilder in meiner Kamera
darf ich weiterfahren
Also keine Bilder mehr vom Präsidenten
Die Knesset habe ich mit Respekt umrundet
Und mich dann wieder zur Altstadt aufgemacht

Das neue Jerusalem hat nichts von diesem Flair
Die Gassen mit Massen von kleinen Geschäften
Religiösen Besuchern aller Couleur
Die alten Gemäuer – Bögen – Kirchen – Moscheen
Das ist ganz was Besonderes und ich würde nie
In Jerusalem außerhalb der Altstadt wohnen wollen

Im Hostel habe ich mein Pärchen
Von heute morgen wiedergetroffen
Kurz entschlossen fahren wir nach Bethlehem
Der Weg durch die Mauer ist beklemmend
Aber lange nicht so wie früher bei den Vopos
Bethlehem ist kein idyllisches kleines Städtchen mehr

Bevorzugt werden die heiligen Plätze zu Geld gemacht
Die Taxifahrer sind hier wirklich sehr findig
Bethlehem ist kein ‚Muss‘ aber doch interessant
War richtig nett mit vielen kleinen Erlebnissen
Den Abend haben wir mit einer Käse und Trauben
Und einer guten Flasche Mount Hermon ausklingen lassen

Ölberg, Davidsstadt und Klagemauer

Heute früh nehme ich mir viel Zeit für den Blog
Ich habe schon 3 Tage nachzutragen und
Muß oft überlegen was wann war
Gegen 10:00 schlendere ich dann ganz gemütlich
Zum Löwen-Tor hinaus
Rüber zum Ölberg vorbei an hundert Bussen

Zum Glück sind die ganzen Leute
Immer nur da wo es was kostet
Der Ölberg selbst ist zwar steil aber frei
an einigen Stellen ist er als Park gestaltet
Anderswo wie ein Acker mit Bäumen
Dazwischen hohe Mauern mit Stacheldraht

Alle berühmten Kirchen und der Garten Gethsemane
Sind abgeschottet wie die Zentralbank
Erst hohe Mauern und obenauf noch Zaun
Nur gegen Kohle kommt man da rein mit langer Schlange
Dann wird man durchgewälzt und darf kaum stehen bleiben
Aber gleich daneben sind echte Kleinode zu finden

War heute in einer griechisch-orthodoxen Kirche ganz oben
Der Pfarrer hat mit Strohhut den Hof gekehrt
Seine Hühner und zwei Pfaue haben in den Haufen gescharrt
War total schön da oben und nicht so protzig
Dann bin durch die Palestinensische Siedlung gelaufen
Habe die schussfesten Fensterläden der Schule bewundert

Mittags gab es Falafel mit Salat
Und einen guten arabischen Kaffee
Auf dem Weg nach Unten hab ich eine gute
Fotoposition für die Russisch-orthodoxe Kirche gesucht
War aber nicht erfolgreich – 5 m hohe Mauern und Tore
Den besten Blick hat man von weiter weg

Da glänzen die goldenen Zwiebeln schön in der Sonne
Und so bin ich quasi über die David-Stadt gestolpert
David-Stadt ist eine archäologisch-medial aufbereitete Stätte
mit 3D Kino wird gezeigt wie David damals das Areal erobert hat
Wo sein Palast und der erste Tempel standen
Wie die Wasserversorgung mit Tunneln gelöst war

In diese Tunnel kann man auch rein
Auch hier gibt es einen trockene Tunnel
Und ‚Hesekiels Tunnel‘ – da fließ 60 cm hoch das Wasser
Ist ein Heidenspaß für größere Schulkinder
Haben alle Taschenlampen und Badesachen dabei
Und stelzen etliche hundert Meter durch das kühle Wasser

Auf dem Rückweg war ich am Westwall
Nein – nicht die alte Grenze zu Frankreich
sondern ein Stück Mauer des zweiten Tempels
Was die Römer stehengelassen hatten und
Die Muslims in die Mauer des Felsendoms integriert haben
Der Westwall (die Klagemauer) ist Anbetungsstätte der Juden

Daneben beginnen die Tunnel unter dem Tempelberg
Weger derer es vor einiger Zeit zu schweren Unruhen kam
Die Muslims wollten verhindern
Das die Israelis unter Ihren heiligen Berg graben
Heilig – weil Mohamed von hier zum Himmel gefahren ist
Doch die Israelis wollten die Reste ihrer Tempel suchen

In die Tunnel kommt man nur mit Voranmeldung
Und ich hatte heute schon genug Tunnel in der David-Stadt
Auf dem Rückweg zum Hostel kaufe ich noch ein
Wein gibt es nicht in den Souks aber Bitter Lemon
Und dazu Pita und Oliven und Thunfisch und Kuchen
Auf der höchsten Dachterasse des Hostels wird gespeist

Und jetzt hocke ich schon seit 4 Stunden im WLAN-Raum
Hatte soviel gute Unterhaltung dass der Blog
Noch immer nicht fertig geworden ist
Was sich jetzt ganz heftig ändern soll
Ich schlaf sonst hier noch ein
Gute (Mitter-)Nacht allerseits

Jerusalem

Nach einem gemütlichen Frühstück in der Field School
Packe ich wieder einmal meine Taschen neu ein und sage ade
En Gedi ist wirklich ein wunderschönes Stückchen Erde
Der Busfahrer läßt mich mein Ped selbst einpacken
Das ist mir sehr lieb – ich polstere es mit den Taschen gut ab
Dann geht es Richtung Norden und hoch nach Jerusalem

Wieder merke ich wie klein die Welt ist
Im Bus sitzten ein paar Deutsche
Sie sind schon im Kibbuz En Gedi zugestiegen
Wie nennt sich ihr Fahrrad? Mein Schwager hat auch so eins!
Der ältere Herr der das fragt ist aus Bamberg
Er will drei Jahre oder mehr hier im Kibbuz verbringen

Der Bus lässt mich in der Nähe der Altstadt raus
Es geht noch durch das Kidron Tal und dann den Berg hoch
Durch das Jaffa-Tor fahre ich in das orientalische Jerusalem
Aber mit Fahren ist hier nicht viel
Ehe ich mich versehe bin ich mitten in den Souks
Innerhalb 5 Minuten wollen 3 Händler mir das Ped abkaufen

Ich hab mich völlig verfranzt
Alles ist eng
Massen von Touristen – Arabern und israelischen Polizisten
Und ich dazwischen mit meinem beladenen Kamel
Jede Straße ist letztlich eine Treppe – auf- oder abwärts
Meine Karte taugt hier nichts

Eine Ordensschwester hilft mir weiter
Letztlich ist mein Hostel genau an der
Ersten Station der Via Dolorosa
Der erste Kreuzzug heute kommt mir entgegen
Sechs Leute tragen das Kreuz und singen
Fünfzig andere filmen und fotografieren wie wild

Die Via Dolorosa ist ein Unicum
Massig Touristengruppen
Gelbe Cäppies – rote Cäppies – grüne T-Shirts – etc
Und vorne weg der Führer mit erhobenem Regenschirm
Die Gruppen zusammen zu halten ist wohl das Schwerste
Die Händler schaffen es immer einige in ihre Läden zu locken

Mein Hostel ist der Ecce Homo Convent
Altehrwürdig und wunderschön mit Dachgärten
Von dort hat man Felsendom und Ölberg gut im Blick
Es ist sehr heiß und der Wind ist sandig
Gegen Abend kühlt es mächtig ab
Ich suche meine lange Hose und Jacke

Um Sechs habe ich mich mit Susanne aus En Gedi
Zum Abendessen verabredet
Sie wohnt im Hostel an der Citadelle
Dort schlafen die Hiker auf der Dachterasse
Jeder bekommt eine Matraze und hofft auf trockenes Wetter
Supergute Aussicht hier und die urigsten Typen

Nachts suche ich die höchste Terasse meines Hostels
Hier gibt es irgendwo ein offenes WLan
Petra ist online und wir skypen fast eine Stunde
Das ist wirklich genial und hilft gegen Heimweh
Bei mir ist ein wenig der Dampf raus
Radfahren kann man hier nicht wirklich

En Gedi

Früh am morgen habe ich die Karten gewälzt
Der besten Startpunkt für meine Wanderungen
Lässt sich doch mit dem Rad erreichen
Mit zwei Wasserflaschen breche ich auf
Es geht steil und steinig in die Berge
Der Weg nach ganz oben ist wegen der Hitze gesperrt

Aber die Quellen sind wunderbar
Eine junge Rangerin macht hier ihren Zivildienst
Sie spricht jeden Wanderer an viel zu trinken
Und lässt plötzlich die Hüllen fallen
Um in einem der wunderschönen Wasserbecken zu baden
Fünf Minuten später ist sie schon wieder 100 m höher unterwegs

Die Becken sind genial
Bei dieser Hitze lege ich mich auch hinein
Auch T-Shirt und Mütze mache ich nass
Beim Laufen sind die Sachen in 20 Minuten wieder trocken
Ich werde durch eine schweizerische Gruppe vertrieben
Wie Heuschrecken fallen sie ein und fangen auch noch an zu jodeln

Diese erste Tour war die kürzere heute
Jetzt laufe ich in das nächste Tal zu den ‚Hidden Falls‘
Dorthin gibt es einen Dryway und einen Wetway
Der trockene führt über viel Geröll weiter oben entlang
Der nasse Weg geht stellenweise im Flusslauf aufwärts
Beide Wege sind sehr gut markiert aber abenteuerlich

Drei Gruppen sind vor mir hat der Guide gesagt
Die erste höre ich lange bevor ich sie sehe
Israelische Schulkinder unterscheiden sich da kaum
Von ihren internationalen Altersgenossen
Jede Klasse wird von zwei bewaffneten
Vätern oder großen Brüdern begleitet

Eine weitere Schulklasse mit Jüngeren
Hat die Hidden Falls zum Baden belegt
Ich steige gleich wieder auf zu den ‚Upper Pools‘
Und weil es inzwischen schon Nachmittag wird
Bin ich dort tatsächlich mit ein paar Amis alleine
Ich liege im Wasser und zische ein noch fast kaltes Tuborg

Um drei Uhr soll ich spätestens wieder aufbrechen
Hatten die Ranger am Eingang gemahnt
An einigen Stellen zwischendurch sieht man sie auch
Von oben die Touristen beobachten
Hier muten sich wohl immer wieder Leute zu viel zu
Oder trinken zu wenig und machen dann schlapp

Um fünf liege ich in meiner Koje und lasse den Tag Revue passieren
Von dieser Sorte Tag könnte ich noch ein paar vertragen
Doch ab morgen habe ich mein Zimmer in Jerusalem
Ich will früh den ersten Bus nehmen
Laut Rezeption nehmen die Busse Räder mit
Ich fahre nochmal runter zum Strand um einzukaufen

Um 19:00 Uhr abends hatte ich mich zum Dinner angemeldet
Es sind einige Franzosen hier zu Gast
Aber auch noch ein deutsches Päärchen
Sie haben eine ähnliche Tour wie ich
Mit dem Mietwagen unternommen
Morgen wollen sie hier wandern gehen

Abends sitze ich mit einer älteren Lithauerin zusammen
Die Niederländerin kommt auch und geht sofort schlafen
Sie will morgen um 4:00 mit dem Bus nach Massada
Ich hatte Erdnüsse auf dem Tisch liegen
Jetzt führt eine massig frequentierte Ameisenstrasse hindurch
Alle kleinen Brösel werden von den Tierchen weggeschleppt

Kalia Beach – En Gedi

Heute Nacht gibt es wenig Schlaf
Die Karawanserei ist ziemlich stickig und heiß
Und es sind ein paar lästige Mosquitos unterwegs
Als es richtig hell wird stehe ich auf
Was sind das für Leute die alles so zumüllen?
Wer hier fertig ist lässt alles liegen und geht

Ein durchgestylter Mountainbiker am Strand von Tel Aviv
nimmt seinen alten Schlauch und wirft ihn in die Grünanlage
Aus den Autos fliegen die Wasserflaschen
Sobald halt eine leer ist
Und genauso so sieht es überall aus
Die absolute Härte war aber dieser Strand heute

Als ich gestern kam saßen da vieleicht 500 Leute und grillten
Irgendwann sind die einfach aufgestanden und gegangen
Berge von Dreck – Plastik – Papier – Verpackungen lagen noch da
Nachts kamen dann zwei Aufräumer mit Müllbeuteln
Das Gröbste haben sie beseitigt für mehr war die Nacht zu kurz
Die Klos waren einigermaßen – die Duschen unbeschreiblich

Trotzdem hat es heute morgen mit dem Bad im Meer geklappt
Ein netter Mensch hat sogar ein paar Fotos für mich gemacht
Ist schon ein nettes Gefühl nicht unterzugehen
Man muss nur sehr aufpassen auf Augen und Lippen
Das Wasser brennt und beißt
Und wer nicht aufpasst hat länger was davon

Um 10 vor Neun sitze ich wieder auf meinem Kamel
Wir reiten gemütlich zu Strasse hoch und dann nach Süden
40 km sind es bis En Gedi – das sollte bis Mittag erledigt sein
Die ganze Strecke ist ohne ein Stückchen Schatten
Wenn es am Rande Palmen gibt, sind die eingezäunt
Einziger Rastplatz ist eine Bushaltestelle mit Dach

Überall sieht man den früheren Wasserstand
Das tote Meer ist schon rundum verlandet
Kalia Beach wird bald ein Strand ohne Meer sein
En Gedi ist erreicht – total durchgeschwitzt
Es hat locker 40° im Schatten und ist total schwül
Mit 400 m unterm Meerespiegel ist das hier die tiefste Stelle der Erde

Das Youth Hostel hat keinen Platz für mich
Sie schicken mich hinauf zur Field School
Was so eine Art Naturfreundehaus mit Übernachtung darstellt
Ich bekomme ein schönes Mehrbettzimmer mit Sitzgruppe aussen
Nach einer erfrischenden Dusche radle ich die 5 km zum Kibbuz hoch
Nur dort gibt es einen Geldautomaten und Wireless LAN

Auf dem Rückweg geht es am Strand vorbei
Dort ist ein Schnellrestaurant und ein kleiner Shop
Wieder oben in der Field School penne ich sofort ein
Abends treffe ich zwei deutsche Mädchen mit großem Bruder
Sie sind in Haifa in einem Altenheim als Freiwillige
Arbeiten mit Holocaust-Opfern

Dann komme ich mit einer anderen Deutschen
Und einer Niederländerin ins Gespräch
Letztere ist UNO-Beobachterin im Libanon
hat aber nur noch 10 Tage und reist noch etwas herum
Susanne, die Deutsche, ist aktive Christin
Sehr netter Abend mit Gemsen, Pistazien und Rotwein

Das Ped habe ich an der Rezeption angekettet
Mein Hintern verlangt nach einer Pause
Immerhin bin ich jetzt schon 750 km in netto 10 Tagen gefahren
Morgen will ich mir die Quellen ansehen
Und beim großen Wasserfall ein Bad nehmen
Wird ein warmer Tag werden

Kamelreiten um Jericho

Heute bleibe ich in Beit Shean
Und werde die Gegend hier erkunden
Es gibt einen Park und historische Stätten
Morgen dann die lange Strecke zum toten Meer
Am Nordrand verheißt Lonely Planet ein kleines Paradies
Vielleicht komme ich zum Bad mit Zeitung?

Mist! Nun muss ich doch losfahren
Das Hostel ist komplett ausgebucht über Wochenende
Wenn ich das gewusst hätte
Wäre ich schon 2 Stunden unterwegs
Aber ist ja klar – das Wochenende ist hier um einen Tag versetzt
Heute ist Freitag – der Tag vor dem Feiertag

Der Start war also nicht so klasse heute
Meine Taschen sind schlecht gepackt
Ich hab nirgends Wasser kaufen können
Vielleicht hätte ich noch zum Geldautomaten gesollt
War total auf Relaxen eingestellt
Und den Ort hab ich mir auch nicht näher angesehen

Aber eins nach dem Anderen wird gut
Kurz vor der Westbank kommt ein kleiner Laden
Mit 3 dicken kalten Wasserflaschen sollte ich hinkommen
Die Kohle reicht auch noch 2 Tage
Und es geht gut zu fahren
Um 10:00 passiere ich den großen Zaun

Die Landschaft rechts und links läßt sich vielleicht
Als hügelige Steppe bezeichnen
Zumindest wächst noch hier und da ein Baum
Hügelig bleibt auch die Straße
Aber insgesamt soll es ja bis zum toten Meer 400m runtergehen
Am Vormittag ist es auch windstill

Bis halb zwei hab ich 50km auf dem Buckel
Es geht jetzt ab und zu durch Pali-Dörfer
Man merkt es schon am zunehmenden Müll überall
und an den vertrockneten Feldern
Die Bewässerungschläuche liegen da
Aber irgendwas ist wohl kaputt

Das Frühstück heute in dem Hostel war recht spärlich
Aber so richtig was Nettes finde ich unterwegs auch nicht
Irgenwann hole ich mir ein Falafel und ein alkfreies Bier
Sitze unter dem Ventilator und schaue dem Treiben der Araber zu
Hier scheint jeder jeden zu kennen
Ein stetes Winken, Hupen und Rufen

Habe schon zwei Flaschen Wasser intus
Es ist mächtig heiß geworden
Der warme Fahrtwind trocknet total den Mund aus
An einem Stand in einem Dorf hole ich Nachschub
Pistazien und frisches Wasser
Noch 30 km bis Jericho

Beim letzten Stop kam ein zerlumpter Jugendlicher angeschlendert
hatte einen Knüppel in der Hand und sah sehr finster aus
Die Frau die mir das Wasser verkaufte fing an zu kreischen
Eine zweite kam angerannt und beide verscheuchten den Knilch
Sonst sind alle sehr freundlich und winken mir hinterher
Einige Schafhirten bieten mir Tee und einen Platz im Schatten an

Die erste Abfahrt nach Jericho ist mit Betonblöcken versperrt
Jetzt muss ich ganz außen rum
Dann habe ich plötzlich zuwenig Luft im Hinterreifen
Neulich hatte ich noch geunkt wegen Reifenpanne vor Jericho
Ich pumpe zweimal nach und komme irgendwie
Bis zur zweiten Abfahrt nach Jericho

Auch die ist mit Tor und Wachturm versperrt
Die Palis sind pragmatisch
Neben der Straße gibt es einen Graben
Die Autos lassen alle aussteigen – fahren über die Böschung
Dann alle wieder rein und man sieht nur noch eine Staubwolke
Irgenwann taucht das Auto hinter dem Tor wieder auf

Bei den Israelis ist keiner zuhause
Im Schatten des Wachturms repariere ich mein Rad
Bei der Gelegenheit will ich die Mäntel tauschen
Der hintere hat die Hauptlast und ist sehr rissig
Opfere wieder ein schönes deutsches Fußball T-shirt
Um meine Finger hinterher halbwegs sauber zu kriegen

Meine Reifen sind sehr empfindlich
Wenn man nicht vorsichtig ist bei der Montage
Laufen sie sehr unrund mit Höhenschlag
Ich bin sehr vorsichtig aber trotzdem
Nach der Reparatur hüpft und eiert das Ped wie blöde
Es bekommt einen neuen Spitznamen: rotes Kamel

So reite ich hüpfend, schwänzelnd und eiernd um Jericho
Auch wieder mal durch einen Kontrollposten
Endlich kommt eine Tankstelle
Ich lasse die Luft nochmal ab und richte die Mäntel sauber aus
Und dann gibt es die nötigen 70 PSI mit der Druckluftpistole
Neben uns parkt gerade ein echtes Kamel

Mein Ped ist wie neu geboren
Beschwingt sause ich die Strasse zum toten Meer hinab
Der erste Strand hat nix zum übernachten
Am zweiten werde ich fündig
Für 20 Euro darf ich mit Kamel im großen Zelt schlafen
Im Restaurant esse ich marokanisch – Cuscus mit Rindfleisch und Bier

Um Neun liege ich im Bett und penne
Später kommt ein Ami-Pärchen und macht sich bettfertig
Sie sind merklich enttäuscht dass sie nicht allein sind
Weil ich sowieso wach bin ziehe ich mich wieder an
Schnappe meinen PC und geh am Strand was schreiben
Mein Lieblingsweib fehlt mir grad ganz fürchterlich

Morgen will ich auf jeden Fall mal baden
Mit dem Lonely Planet im toten Meer
Vielleicht fahre ich dann noch nach En Gedi
Sind nur 40 km – und ist wunderschön
Da gibt es den zweiten kleinen israelischen Wasserfall
Und Steinböcke und viel zum Wandern

Gonen – Beit Shean

Um 9:00 habe ich ausgecheckt
Bin irgendwie ziemlich zerschlagen
Die ewigen bergauf Strecken zeigen doch Wirkung
Von Gonen nach Süden geht es gleich wieder aufwärts
15 Minuten hoch und 2 Minuten Abfahrt
Gestern ohne Taschen war das viel leichter

Zweimal kreuze ich den Jordan
Dann geht es richtig auf die Höhe
Ein Denkmal in einer alten syrischen Stellung
Vor der aus sie den Kibbuz Gadot unten beschossen hatten
Bis im 6-Tage-Krieg die Syrer vertrieben wurden
Unten ist jetzt Ruhe und oben erzählt ein Automat die Geschichte

Überall Minenfelder und abgebranntes Gelände
Die Israelis lassen die Minen liegen
Wer weiß – wofür sie noch nützlich sind
Zerschossene Häuser und gesprengte Bunker überall
Auf einigen Minenfeldern weiden Schafe
Dadurch erledigen sich die Minen auch mit der Zeit

Ups – endlich oben – was für eine Schinderei
Dann einmal eine schöne lange Abfahrt bis zum See
Nicht zu steil – einfach gemütlich hinabgleiten
Der See Genezareth ist komplett im Dunst versteckt
Die Fernsicht ist hier überhaupt sehr eingeschränkt
Bei Kaffee und Kuchen überlege ich wie es weitergeht

Die Strasse ist weit vom See entfernt
Es gibt Zufahrten zu Strandgebieten
Eine bin ich hinunter und wieder naufgeschauft
Die wollten 10 Euro Eintritt
Damit streiche ich den Plan der Umrundung
Mit der Westbankdurchquerung habe ich noch Zweifel

Jetzt bin ich 50 km gefahren
Bis Beit Shean sind es noch 40
Das ist die letzte Station vor der Westbank
Dann muss ich mich entscheiden
Unten am See kommt ein frei zugängliches Stück
Ich tappse mit Sandalen durchs lauwarme Wasser

Dann kommt böiger Wind von der Seite auf
Die dritte Jordan Überquerung heute
Ab hier ist der Jordan Grenzfluß zu Jordanien
Nicht zu fassen – mir kommt ein Radler entgegen
Mit Taschen bepackt und ! deutscher Flagge !
Andreas aus Köln – kommt gerade aus En Gedi

Ich lasse mir ausführlich berichten
Westbank soll wirklich kein Problem sein
Gute Straßen – wenig Verkehr – kein Ärger
Andreas will noch nach Tiberias
Dann sehe ich die erste Schlange – vom Auto überfahren
Kann nicht mehr weg weil das Rückrat zerfetzt ist

Ich traue mich nicht das arme Vieh anzufassen
Der Kopf saust noch hin und her
Doch eigentlich will ich sie unter einen Busch legen
Da könnte sie wenigstens in Ruhe sterben
Hinterher komme ich mir sehr feige vor
Es wäre sicher nicht gefährlich gewesen

Nach 80 km meckert mein Hintern
Ich vertröste ihn – wir sind bald da
Aber die letzte Strecke hat es in sich
Steil hinauf ohne Seitenstreifen
Und ewiger Gegenwind bei viel Verkehr
Endlich hat es ein Ende – Beit Shean ist erreicht

Das passt gut – meine zweite Wasserflasche ist auch leer
4 Liter habe ich heute schon getrunken
Und Durst wie eine Bergziege
Das zweite Haus links ist ein Hostel
Ich bekomme ein Zimmer mit Aussicht nach Jordanien
Und ein Sandwich mit Carlsberger vom Faß im Imbiss gegenüber

Jetzt überlege ich vielleicht einen Tag Pause einzulegen
Bis Jericho sind es nochmal 100 km
Und von da bis Jerusalem 1200 Höhenmeter
Das kann ich in zwei Tagen schaffen
Aber eigentlich bin ich ziemlich platt
Mal sehen was mir morgen dazu einfällt

Radeln auf den Golanhöhen

Heute ist alles ganz entspannt
Muss nirgendwo ankommen
Habe von Joschi eine Karte und Tipps bekommen
Und dann geht es ohne Gepäck auf einen Höhenweg
Super-Aussicht hier mit Sonnengarantie
Ganz oben fällt mir auf: Meine Wasserflasche liegt im Zimmer

Joschi zeigt mir die guten Sachen

Joschi zeigt mir die guten Sachen

Rechts und links raschelt es ständig im Gebüsch
Tausend Viecher springen und rennen
Wenn sie mich ankeuchen hören
Diese nette Dame hier
War nicht schnell genug
Sie hat erstmal den Kopf eingezogen

Golanesische Wegschildkröte

Golanesische Wegschildkröte

Joschi hatte mir ein Wadi eingezeichnet
Achte auf schöne Blumen rechts
Dann kommt links ein geschlossenes Tor
Da zwängst Du Dich durch – doch das geht!
Zehn Meter tiefer liegt ein kleiner See
Die Blumen, das Tor, der kleine See und …

Ein wirklich hübsches Mädchen
Im nassen Badeanzug
Sitzt wie versteinert auf seinem Handtuch
Als ich plötzlich um die Ecke komme
Sie sieht nicht wirklich glücklich aus
Höflich grüßend mache ich mich davon

Ein Kibbuz jagt hier den anderen
In Sharim gibt es Wasser zu kaufen
Gleich dahinter kann ich Brunnenbohrern zuschauen
Dann kommt wieder ein kleines ‚Nature Reserve‘
Das Ganze bei ausgewaschenen Schotterwegen
Ich mache mir Gedanken um meine Reifen

Der hintere zeigt schon ein paar Risse
Und er soll doch noch 14 Tage halten
Kurz vor Jericho möcht ich keine Panne haben
Also Schluß mit Schlaglöchern und Schotter
Abfahrt zur Straße
Aber superschön war es da oben!

Und oben kreisen die Geier

Und oben kreisen die Geier

Als erstes finde ich ein tolles Restaurant
Im Garten blubbern mehrere Quellen
Wasser plätschert an den Tischen vorbei
Stilgerecht gibt es ‚Grilled Trout‘ – Forelle gebacken
Wieder die Näpfchen mit Salat und Soßen
Und ein gutes Bier vom Faß

Bei einem Bier ist es nicht geblieben
Und mit schweren Beinen fahre ich weiter
Banias und Dan sind Quellflüsse des Jordan
Der Banias hat sogar einen schönen Wasserfall
Ein sehr beliebtes Ziel für jeweils 20 Busse
Aber das ist ok – es ist wirklich schön hier

Über den Quellen thront der Mount Hermon
An seinem Rand liegt die Burgruine Nimrod
Sollte Damaskus vor den Kreuzfahrern schützen
Und wurde später von Erdbeben zerstört
Es hallen Schüsse aus den libanesischen Bergen
Die IDF ist überall präsent

Der Heimweg ist wieder klasse
Der ganzen Tag bergauf geschnauft
Bin ich in einer knappen Stunde in Gonan zurück
Der Whirlpool wartet und ein
Abendessen vom Buffet
Heute kaufe ich einen 2009er Yarden vom Mount Hermon
Mit schwarzen Oliven zum Tagesabschluß

Der Kinderspielplatz des Kibbuz

Der Kinderspielplatz des Kibbuz

Kunst mit dem Schweißgerät

Kunst mit dem Schweißgerät

Sundowner über Libanon

Sundowner über Libanon

Morgen radle ich wieder südwärts
Mein Ziel wird der See Genezareth
Sollte doch gelacht sein
Wenn das diesmal nicht klappt
Mit einmal drumherum
Mal sehen

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Sifsufa – Zefat – Gonen

Um 10 vor 9 war ich wieder auf der Straße
Die Hühner waren sehr aktiv
Und irgendwer hatte schon 1 Stunde lang
Hühnerscheiße zusammengekratzt
So zumindest hörte sich das an
Nach Zefat ging es zunächst bergab

Bergab nach Zefat

Bergab nach Zefat

Aber jede Abfahrt rächt sich unmittelbar
mit dem sofort folgenden Aufstieg
Die letzten 3 Kilometer vor Zefat
waren steile Serpentinen ohne Seitenstreifen
Ich bin freiwillig in den nullten Gang gewechselt
Aber selbst das Schieben war mühselig

Zefat selbst war die Enttäuschung
Hier war ich ja vor langer Zeit schon mal
Hab aber nix mehr wieder erkannt
Damals stand ich mit meinem Rucksack
Bei Tiberias am See Genezareth
Wollte eigentlich mal um den See laufen

Nach zwei Stunden in der Hitze
Hab ich einfach die Hand rausgehalten
Und der nette Mensch der mich mitnahm
wohnte halt zufällig in Zefat
Vor hieraus hatte ich damals
Die Golan-Tour per Bus begonnen

Mit 5o älteren amerikanischen Ladys
Es war unbeschreiblich!
So stand ich jetzt also wieder in Zefat
Eine sehr religiöse Stadt
Man sieht fast nur Schwarzgekleidete mit Hut
Aber kein Restaurant mit Frühstück

Das finde ich dafür in Rosh Pinna
Eine geniale 20 minütige Abfahrt später
Es war so eine Mühe da hinaufzukommen
Und runter geht so rasend schnell
Jetzt will ich weiter ins Jordantal
Und dann noch ein Stück nach Norden

Frühstück in Rosh Pinna

Frühstück in Rosh Pinna

Zunächst mal habe ich noch wunderschöne Abfahrten
Nicht mehr so ganz schnell
Aber mit 30-40 Km/h dahinzuflitzen macht einfach Spaß
Schließlich hatte ich alle Hauptstraßen hinter mir
Und bin heute im vollen Bewußtsein der Konsequenzen
über den Jordan gegangen

Israelische Biogasanlage im Jordantal

Israelische Biogasanlage im Jordantal

Kaum gib es Wasser - schon blüht alles

Kaum gib es Wasser - schon blüht alles

Hier gab es seit 1948 drei Kriege

Hier gab es seit 1948 drei Kriege

Jordanbrücke

Jordanbrücke

Blick nach Süden

Blick nach Süden

Jetzt bin ich über den Jordan gegangen ...

Jetzt bin ich über den Jordan gegangen ...

Neben dem Fluß gibt es eine richtige Allee

Neben dem Fluß gibt es eine richtige Allee

Praktisch war das das Überschreiten einer Panzerbrücke
Immer mit dem Ohr im Wind
Weil ständig Busse um die Ecke biegen
Der Jordan ist kein großer Strom
Vielleicht so breit wie die Leine
Aber ungleich wichtiger

Auch die Größe des Jordantals kommt etwa
an das Leinetal heran
Hier Galiläa und der Golan
Dort Weserbergland und Harz als Begrenzung
Intensive Landwirtschaft lebt von dem Wasser
Und es kommt am Ende viel zu wenig unten an

Stroh einfahren Anfang Mai

Stroh einfahren Anfang Mai

Die Farmer haben das Korn schon geerntet
Das gepresste Stroh wird mit Radlader und LKW abgefahren
Einige Felder waren schon frisch angesäht
Für den zweiten Durchgang
Gestern bin ich an Kirschplantagen vorbeigeradelt
Vielleicht in 2 Wochen kann geerntet werden

Neu geackert und eingesät - die Bewässerung läuft

Neu geackert und eingesät - die Bewässerung läuft

Plantage mit der typischen Tröpfchenbewässerung

Plantage mit der typischen Tröpfchenbewässerung

Und dann habe ich wieder mal riesiges Glück
Nach Karte hatte ich ja einfach ein Ziel festgelegt
Und als in in Gonan ankomme
Ist es ein Kibbutz mit angeschlossenem Feriendorf
Mein kleiner Bungalow ist so nett
Ich hab ihn gleich für zwei Nächte gebucht

Im Kibbutz Gonen

Im Kibbutz Gonen

Der Man an der Rezeption fragt wo ich herkomme
Aus Deutschland! Wo da? Aus Bayern! Wo da?
Nähe Nürnberg! Wo genau, Erlangen?
Ja, 10 km westlich Erlangen!
Im Endeffekt wohnt seine Tochter in Erlangen
Und nächste Woche heiratet sie einen Deutschen

Jetzt war ich im Kibbutz Restaurant essen
2 Weisnichwodieherkamen und eine deutsche Gruppe
Die haben mich an ihren Tisch geholt
Und es war ein fröhliches Erzählen
Hab ihren israelischen Reiseführer gelöchert
Wegen der Fahrt durch die Westbank nach Jerusalem

Aber so richtig wußte der auch nicht Bescheid
Kennt sich halt gut mit Busfahren aus
Morgen will ich mit kleinem Gepäck zu den Jordan Quellen
Sitze um 8:00 bei Joschi in der Rezeption
Und er gibt mir die wichtigen Tipps
Wenn ich den so ansehe muss ich an Kishons Josele denken

Hocke immer noch vor der Rezeption – mein Rotwein ist leer
Anni – eine sehr nette ältere Dame der Reisegruppe
Hatte ihre Mails an meinem PC abgeholt
Aber nur ein halbes Glas getrunken
2007er Cabernet Sauvignon aus Binyamina in der Nähe von Caesarea
Kann mit jedem Australier mithalten – man, geht’s mir saugut!

Lieblingsweib! Wo bist Du???

Naharya – Sasa – Sifsufa

Lonely Planet hat mich überzeugt
Ich habe mich für die nördliche Route entschieden
Direkt an der libanesischen Grenze nach Osten
Heute früh war ich bei Eli Avivi
Die Netzzugänge werden etwas seltener
Aber die Straßen sind sehr gut

Wegweiser zum Akhzivland

Wegweiser zum Akhzivland

Eli Avivi ist 80 und der Gründer und Besitzer von Akhzivland
Er kam 1952 hierher und nahm ein verlassenes Haus in Besitz
Die arabische Ruine hat er einfach mit Holz überbaut
Eli ist Jäger und Sammler – sein Museum voller Altertümer
Früher hatte er viele Gäste und auch Volunteers als Helfer
‚Times change‘ – sagt er – ‚today I’m very tired‘

Eli hat sein eigenes Amphitheater
Und einen schmusigen Kater namens ‚Zum-Zum‘
Sein Museum ist voll bis unters Dach
Ein Highlight ist sein Visa-Stempel für den Reisepass
Er stempelt eigenhändig – Akhzivland lässt grüßen
‚Wenn Dein Fahrrad alt ist – bring es mir für mein Museum‘

Eli, ZumZum und ein Freund

Eli, ZumZum und ein Freund

Es gibt schwarzen Kaffee

Es gibt schwarzen Kaffee

Wenn dein Rad alt ist, bring es mir für mein Museum

Wenn dein Rad alt ist, bring es mir für mein Museum

Das Museum

Das Museum

In Elis Sammelsurium

In Elis Sammelsurium

Der geschlossene Raum

Der geschlossene Raum

Amphitheater und Grillplatz

Amphitheater und Grillplatz

Elis Wohnhaus

Elis Wohnhaus

Moshe Dayan

Moshe Dayan

Visa für Akhzivland

Visa für Akhzivland

Akhzivland

Akhzivland

Gleich hinter Akhzivland kommt die letzte Kreuzung
Geradeaus ist Libanon – rechts geht es in die Berge
Elis Freund hatte mich ausgelacht als ich Zefat als Ziel nannte
‚There are the mountains!‘ – ich bin auch gespannt wie das wird
Eli hatte mir vorsichtshalber ein Bett für die Nacht angeboten
Schaun mer amoi – wie weit ich heute komme mit meinem ganzen Gepäck

Es ist ein hügeliges Land mit einer schroffen Felswand im Norden
Die Grenze verläuft irgendwo hinter dem Kamm
Und ist gespickt mit Sendemasten und Radarstationen
Der Verkehr ist gut erträglich und es gibt wieder einen Seitenstreifen
Mittags komme ich nach Ya’ara und finde ein nettes Lokal
Es gibt saftiges Steak mit viel Gemüse und Salat und Bier

Bergauf Richtung Osten - im Hintergrung der Libanon

Bergauf Richtung Osten - im Hintergrung der Libanon

Alle Siedlungen hier sind bewacht und eingezäunt
Der Wächter entscheidet ob er die Schranke öffnet
Das wichtigste Gebäude ist der öffentliche Bunker
2006 war der letzte massive Beschuß des Hesbollah
800 Kazam-Raketen sollen Nahariya getroffen haben
Und hier ist die Grenze noch viel näher

Bunker in Ya'ara

Bunker in Ya'ara

Hmm - Mjamm, Mjamm!

Hmm - Mjamm, Mjamm!

... und fröhlich geht's bergauf

... und fröhlich geht's bergauf

Stockrosen gibt es hier auch zuhauf

Stockrosen gibt es hier auch zuhauf

Irgenwo da vorn ist Sasa

Irgenwo da vorn ist Sasa

Hügeliges Bergland

Hügeliges Bergland

Die Grenze kommt näher

Die Grenze kommt näher

Im Laufe des Tages werde ich langsamer
Oder die Anstiege werden steiler
Der erste Gang wird heute sehr strapaziert
Der schönste Moment ist kurz vor der Höhe
Wenn ich hochschalten kann und die Fliegen loswerde
Durch leichten Rückenwind ist es bergauf quasi windstill

Nach Karte habe ich heute effektiv 800 Höhenmeter gefahren
Aber tatsächlich waren es viel mehr
Es gab einige geile Abfahrten
Mein Tacho zeigt als Topspeed 62 km/h
Mehr war mit dem Gepäck leider nicht drin
Mein Schnitt liegt immer noch bei 12 km/h

Nach 50 km up and down komme ich tatsächlich nach Sasa
Aber der Security-Opa am Eingang will mich nicht hereinlassen
Seine Schranke bleibt unten – er läßt sich nicht erweichen
Nach einiger Fragerei erfahre ich: Sasa ist keine Stadt sondern ein Kibbutz
Es gibt weder einen Shop noch ein Hotel hier
Aber immerhin füllt er mir meine Wasserflasche auf

Im nächsten Städtchen Ziv’on weht auf einem Haus die deutsche Flagge
Die Dame des Hauses spricht Englisch und ist sehr nett
Sie versucht mir den Weg zu einem Hotel zu erklären
Die Flagge hat ihr Mann gehisst – er ist Bayern Fan
Das Hotel finde ich nicht aber eine große Kirche
Auf dem Hof interviewe ich einige Jugendliche

Kiddys in Ziv'on

Kiddys in Ziv'on

Es fährt! Es fährt!

Es fährt! Es fährt!

Wieder hilft das Pedersen bei der Kommunikation
Die Kids wollen probefahren
Bis auf einen sind sie viel zu kurz geraten
Kommen nicht an die Pedale
Ich baue alle Taschen ab und der Große
Fährt unter Applaus eine Runde

Der Priester kommt und erklärt das Hotel sei geschlossen
Aber er erklärt mir wieder einen anderen Weg
Jeder will mich heute einen anderen Berg hochjagen
Wieder kann ich keinen Hinweis auf irgendein freies Zimmer finden
In einem Laden gibt es auf meine Frage eine lange hebräische Diskussion
Schließlich sagt einer: Come with me!

Ich radle so schnell es geht hinter seinem Auto her
Man glaubt es kaum – es geht bergab
So lande ich in Sifsufa – habe ein eigenes Haus für mich
Mit Whirlpool, Himmelbett und Terasse umgeben von einer Hühnerfarm
Die Tochter des Vermieters ist Major bei der IDF
Sie war schon in München und Österreich

Ihre kleine Tochter stellt sich als Sohn heraus
Und sie erklärt mir die jüdischen Riten
Dass die Jungs bis 3 Jahre alle lange Haare haben
Viele Deutsche hätten ihr erzählt sie hätten den Juden geholfen
Wieso dann doch soviele ermordet wurden
Sie lässt mich etwas sprachlos zurück

Heute gibt es Bad im Jacuzzi

Heute gibt es Bad im Jacuzzi

Das beste Zimmer bisher

Das beste Zimmer bisher

Sag den Hühnern Gute Nacht

Sag den Hühnern Gute Nacht

Leider gibt es hier kein brauchbares Wlan
So höre ich jetzt im Fernseher einen Kanal
Mit wunderschöner klassischer Musik
Und schreibe mein Zeug ins Trockene
Irgendwann morgen werde ich wohl wieder
Ein Wifi finden und online gehen

Haifa – Akko – Nahariya 2.5.10

Um halb zehn war mein Pferdchen gesattelt
Es war recht mühsam die ausufernden
Industriegebiete von Haifa hinter sich zu lassen
Irre viel Verkehr und Baustellen
Auf einer einspurigen Brücke war ich 2 min der Kopf der Schlange
Und alle haben bewiesen wie schön sie hupen können

In einem Einkaufscenter habe ich einen neuen Gürtel gekauft
Die Koppel des alten hatte den Dienst aufgegeben
Wieder ein Stück aus der Bürozeit im Müll versenkt
In Akko gibt es auch einen Baha’i Garten
hier ist ihr zweiter Prophet – der Baha’ullah – begraben
Landschaftlich aber kein Vergleich mit Haifa

Akko hat ausgedehnte Souks und einen schönen Hafen
Die Altstadt ist arabisch mit unendlicher Geschichte
Darum herum eine israelische Neustadt
Ein Weile bin ich einer deutschen Reisegruppe hinterhergetrabt
Dann habe ich mir am Hafen etwas zum Essen gesucht
Es gab Gemischtes vom Grill mit Oliven und ein kühles Bier

Nördlich der Stadt gibt es ein ottomanisches Aquädukt
Im römischen Stil versorgte es früher Akko
Mit Wasser aus den galiläischen Bergen
Daneben steht der Kibbutz der Ghettokämpfer
Der war über und über mit Stacheldraht und Zäunen umgeben
So wird ein Stück Ghetto über die Zeit gerettet

Nahariya ist dann nur noch ein Katzensprung
Ein Badeort mit vielen alten Leuten
Die Israelis lösen die Versorgung der Alten
Mit befristeten Visa für Phillipinas
Die kommen zur Altenpflege für ein paar Jahre
Verdienen ihr Geld und gründen dann zuhause eine Familie

Mein Zimmer hier habe ich bei einem alten Päärchen gefunden
Die sogar ein wenig deutsch sprechen können
Das Ped steht wieder auf dem Balkon
Abends in der Stadt war ich in einer Spaghetteria
Spaghetti mit Lachs und Spinat in Sahnesoße
Dazu hatten sie belgisches Leffe Bier in dunkel – sehr lecker

Mit dem Essen kann man sich hier
Wirklich nicht beklagen
Wenn ich nicht viel radeln würde
Hätte ich jeden Tag ein Kilo mehr drauf
Aber so ist das ok und ich fühle mich richtig fit
Freue mich schon morgen auf das Bergland

Nahariya hat ein richtiges Seeklima
Man schmeckt das Salz auf den Lippen
Den Friedhof hab ich auch besucht
Teilweise stehen hinten auf den Grabsteinen
Die alten Namen in Lateinisch
Welche Schicksale sich wohl dahinter verbergen

An der Kasse vom Supermarkt
Unterhalte ich mich mit einem jungen Fallschirmspringer
Sehr höflich und gebildet mit perfektem Englisch
Auf der Straße war ich ihm mit dem Pedersen schon aufgefallen
Als Radler wird man hier normalerweise als Einheimischer erkannt
Heute haben mich wieder 3 Leute nach dem Weg gefragt

Tote Hose in Haifa

Ruhig war es beim Aufwachen
Ich lausche auf das vertraute ‚ping, ping‘
Das Wasser tropft in meinem Zimmer aus der Wand
Das Laken und die schmuddelige Decke
Liegen dezent in einer Ecke – ich penne im Schlafsack
Trotzdem ist heute irgendwas anders – es ist Sabbat

Mittags will ich ganz oben am Baha’i Garten sein
Die einzige englische Führung heute
Russisch und Hebräisch sind noch im Angebot
Das Ped lasse ich auf dem Balkon
Und schlendere fröhlich den Berg hinauf
Genial: Von hier oben entdecke ich zwei Dolphins

Netterweise stellen die Bahas eine zweite englische Gruppe zusammen
Sonst wäre ich knapp nicht mitgekommen
Zum Start gibt es erst ein paar Infos zur Baha’i Religion
Und dann treppab – 1400 Stufen bis zum unteren Tor
Dieser Garten ist genial – picobello sauber und durchgestylt
Besser kann man das nicht machen

Die Terassen des Baha'i Gartens

Die Terassen des Baha'i Gartens

An Schönheit kaum zu übertreffen

An Schönheit kaum zu übertreffen

700 Volunteers aus aller Welt pflegen den Garten

700 Volunteers aus aller Welt pflegen den Garten

Echte Pfaue gibt es nicht - die würden Dreck machen

Echte Pfaue gibt es nicht - die würden Dreck machen

Blick nach oben

Blick nach oben

War wirklich eine angenehme Führung

War wirklich eine angenehme Führung

Hungrig und vor allem durstig komme ich unten an
Unterhalb ist die German Colony
Da sind ein paar Restaurants
Bei einem Araber werde ich fündig – es gibt Maccabee und Pfeffersteak
Das erste Maccabee verdunstet auf der Zunge
Aber der Nachschub rolllt

Durst !!!  Hunger !!!

Durst !!! Hunger !!!

Plötzlich kommen viele Gäste
Eine Bar Mitzvah wird gefeiert
Jüdische Kinder werden mit 13 damit religiös volljährig
Dieser Junge hat erzählt er sei 10 und ist scheinbar Christ
Schräg: Im Netz gibt es eine sehr erregte Diskussion
Ob Jesus etwa auch seine Bar Mitzva gefeiert hätte

Das ist Feit, er feiert heute seine Bar Mitzvah

Das ist Feit, er feiert heute seine Bar Mitzvah

Feit hat heute eindeutig seinen großen Tag

Feit hat heute eindeutig seinen großen Tag

Nachher kommt Feit mit einem Bierglas vorbei
Will noch mit mir anstoßen
Er ist schon sehr stolz an diesem Tag
Langsam schlendere ich zum Hotel zurück
Habe ein interessantes Gespräch mit dem Inhaber
Ist 1932 aus Berlin hier hergekommen

Morgen früh will ich weiter nach Akko
Das sind nur ein paar Kilometer
Ich werde mich kurzfristig entscheiden
Ob es dann noch nach Naharija weiter geht
Dann kommt der Schwenk nach Osten ins galiläische Hochland
Mal schauen, was da für Etappen zu schaffen sind